Rumänien: Neue Kathedrale in Bukarest geweiht
Gemeinsam mit dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios hat der rumänisch-orthodoxe Patriarch Daniel am 25. November die neue Kathedrale zur Erlösung der Nation in Bukarest geweiht. An den liturgischen Feiern nahmen mehrere zehntausend Gläubige teil. Das Gotteshaus zählt zu den größten orthodoxen Kirchen weltweit und verfügt über eine der größten frei schwingenden Glocken. Laut der Kirchenleitung soll die Kathedrale den „Opfer[n] der Vorfahren für den Glauben, die Würde und Einheit des Volkes sowie für die Befreiung des Landes von der Diktatur und dem Atheismus“ ein Denkmal setzen. Symbolträchtig fand die Weihe nur wenige Tage vor dem rumänischen Nationalfeiertag am 1. Dezember statt, an dem der Gründung Großrumäniens nach dem Ersten Weltkrieg gedacht wird.
Die neue Kathedrale bietet 5000 Gläubigen Platz. Mit seinem 120 Meter hohen Glockenturm überragt das Gotteshaus sogar den unweit gelegenen „Palast des Volkes“, den der kommunistische Diktator Nicolae Ceaușescu in den 1980er Jahren errichten ließ. Heute ist der Palast Sitz des Parlaments. Aufgrund der gewaltigen Ausmaße stieß das Bauprojekt in der rumänischen Öffentlichkeit jedoch auch auf Kritik. So waren die Baukosten ursprünglich mit 80 Mio. Euro angegeben, haben aber mittlerweile die Grenze von 110 Mio. Euro überschritten. 75 Prozent der Kosten werden dabei aus dem Staatshaushalt gedeckt. Kritiker monieren, man hätte das Geld besser für den Ausbau des Gesundheits- und Sozialwesens ausgeben sollen. Andererseits müssen auch sie zugeben, dass der bisherige Sitz des Patriarchen, die St. Konstantin und Helena-Kathedrale, an größeren Feiertagen bei weitem nicht alle Gläubigen aufnehmen kann. Mit der endgültigen Fertigstellung der neuen Kathedrale, deren Bauarbeiten 2010 begannen, wird im Jahr 2024 gerechnet.
Ursprünglich war vorgesehen, dass alle orthodoxen Kirchenoberhäupter zur Weihe der neuen Kathedrale nach Bukarest kommen, doch die Auseinandersetzung zwischen den Patriarchaten Konstantinopel und Moskau über die Ukraine führte dazu, dass lediglich der Ökumenische Patriarch Bartholomaios anreiste. Zudem entsandte die Orthodoxe Kirche von Griechenland eine Delegation unter der Leitung von Metropolit Chrysostomos (Sklyphas) von Patras, die der Rumänischen Orthodoxen Kirche eine Hand-Reliquie des hl. Andreas mitbrachte. Der Überlieferung nach wurde Andreas in Patras gekreuzigt, und er ist der Patron Rumäniens.
Am Tag vor der Kirchweihe traf Patriarch Bartholomaios mit dem Hl. Synod der Rumänischen Orthodoxen Kirche zusammen, wobei er in seiner Ansprache vor allem auf das Konzil von Kreta 2016 und die kirchliche Situation in der Ukraine einging. Bartholomaios würdigte das Konzil als „historischen Moment, an dem die Orthodoxie eine Glaubensprüfung hinsichtlich der evangelischen Wahrheit über die Kirche als Leib Christi und über die synodale Tradition“ zu bestehen hatte. Ausdrücklich dankte er seinem rumänischen Amtsbruder Daniel für dessen Engagement beim Zustandekommen und Verlauf des Konzils.
Mit Blick auf die kirchliche Situation in der Ukraine brachte Patriarch Bartholomaios die Hoffnung zum Ausdruck, dass sich die Rumänische Orthodoxe Kirche einbringen werde, um kirchliche Einheit und Rechtschaffenheit zu bewahren. Um des Heils von Millionen gläubigen Christen willen habe sich das „mütterliche Herz der Kirche von Konstantinopel zu einem Opfer“ entschlossen. Wörtlich sagte Bartholomaios: „Wir hoffen auf Gottes Hilfe, dass der Vereinigungsprozess der getrennten Kirchen bald beendet sein wird, um den patriarchalen und synodalen Tomos für die Kirche der Ukraine verabschieden zu können, die damit die neueste autokephale Schwesterkirche wird.“
In Kathpress hatte Patriarch Daniel zuvor hervorgehoben, wie sehr er die Anstrengungen des Ökumenischen Patriarchen schätze, im Kontext der Welt von heute die administrative Freiheit der autokephalen orthodoxen Kirchen und die Synodalität und panorthodoxe Gemeinschaft zu bewahren – „in der Verbindung von Freiheit und Verantwortung zum Wohl der Kirche Christi“. (NÖK; mit Material von Kathpress)
Hans-Christian Maner über die Kathedrale der Erlösung des Volkes in Bukarest
Anlässlich der Weihe der neuen Kathedrale am 25. November 2018 in Bukarest skizziert Hans-Christian Maner ihre lange Entstehungsgeschichte, die Kritik am Mammutprojekt und ihre Bedeutung für die Rumänische Orthodoxe Kirche.
Weiterlesen