Bulgarien: Neue Bischöfe der orthodoxen Kirche ernannt
Der Hl. Synod der Bulgarischen Orthodoxen Kirche hat an seiner Sitzung am 20. September 2021 einige wichtige Personalentscheidungen getroffen. Er beschloss einstimmig, den Rektor des Geistlichen Seminars Joan Rilski in Sofia, Pachomij (Lozanov), am 19. Oktober (dem Fest des Hl. Joan von Rila) zum Bischof zu weihen. Ebenfalls einstimmig wurde der Bischofsweihe des Abts des Tschekotino-Klosters (Eparchie Loveč), Michail (Dilovski), zugestimmt, die am 26. September erfolgen soll. Im Unterschied zu Pachomij, der auch nach der Weihe in seinem Amt als Rektor bleibt, wird Michail als Vikar des Metropoliten von Loveč, Gavriil (Dinev) eine neue Funktion übernehmen.
Mit großer Spannung wurde auch die Entscheidung in einer anderen Frage erwartet: des Rücktrittsgesuchs des Metropoliten Joanikij (Nedelčev) von Sliven. Dieses hatte er am 24. August beim Hl. Synod eingereicht. Die Veröffentlichung des Gesuchs am 13. September hatte in seiner Eparchie große Aufregung ausgelöst, denn viele Gläubige meinten, dass er unter Druck geraten sei und weniger seine aktuellen Gesundheitsprobleme ausschlaggebend seien.
Tatsächlich fand in den letzten zwei Jahren ein offener Machtkampf zwischen verschiedenen kirchlichen Gruppierungen in seiner Eparchie statt, die sich gegenseitig eine Beeinflussung des 82-jährigen Metropoliten und Verstrickungen in kirchliche Grundstücks- und Immobilienangelegenheiten vorwarfen. Dazu kam im August 2020 noch der Selbstmord des Priesters Romil Negosov, der zugleich Mitglied des Eparchialrats gewesen war. Ein Großteil der Laien und Geistlichen weigerte sich, an die Selbstmordversion zu glauben und äußerte den Verdacht, dass der Priester Opfer von kriminellen Gruppierungen geworden sei, die mit kirchlichen Besitztümern Machenschaften treiben wollten. Zwar förderten die polizeilichen Untersuchungen überzeugende Argumente für die Selbstmordversion zutage. Dennoch ließ Metropolit Joanikij den Priester kirchlich bestatten und kam somit den Wünschen der Gläubigen entgegen, die den Priester eher als Märtyrer der Mafia denn als Selbstmörder (ein Tabu für viele Gläubige, zumal es sich um einen sehr beliebten Priester handelte) ansehen.
Angesichts dieser angespannten und undurchsichtigen Situation hegten einige Gläubige den Verdacht, dass nun Metropolit Joanikij selbst zum Amtsverzicht gedrängt worden sei. Laut seinem Vikarbischof Jerotej (Kosakov) sei Joanikij jedoch enttäuscht über die vielen Skandale und Querelen in seiner Eparchie und das sei der Grund für sein Rücktrittsgesuch. Der Klerus der Slivener Eparchie richtete einen Brief an den Hl. Synod mit der Bitte, dem Rücktrittsgesuch nicht zuzustimmen.
Nach seiner Sitzung am 20. September gab der Hl. Synod bekannt, dass Joanikij einen weiteren Brief an den Synod adressiert habe mit der Bitte, sein Rücktrittsgesuch nicht zu diskutieren, da er es rückgängig mache. Der Hl. Synod stimmte dieser neuen Bitte zu.
Vladislav Atanassov