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Bulgarien: Gläubige protestierten gegen umstrittenes Wahlverfahren für Metropoliten

07. März 2024

Die Wahl des Nachfolgers des am 9. Januar verstorbenen Metropoliten von Sliven, Joanikij (Nedelčev), hat in der Bulgarischen Orthodoxen Kirche (BOK) für große Unruhe gesorgt. Der Grund dafür ist, dass um die Nachfolge scharfe Kämpfe zwischen verschiedenen Kreisen innerhalb und außerhalb der Eparchie entbrannt sind. Der neu gewählte Metropolit könnte eine wichtige Rolle bei einer künftigen Patriarchenwahl spielen, die angesichts des schweren gesundheitlichen Zustands des derzeitigen Patriarchen Neofit in absehbarer Zeit zu erwarten ist. Aus diesem Grund hat der Metropolit von Varna, Joan (Ivanov), der die Eparchie von Sliven kommissarisch leitet, beschlossen, die Wahl live in den sozialen Medien zu übertragen.

Die Statuten der BOK sehen folgendes Verfahren für die Wahl eines Metropoliten vor: Der Hl. Synod legt den Wählern der Eparchie, die sich aus Geistlichen und Laien zusammensetzen, eine Liste der in Frage kommenden Kandidaten vor. Die Wähler nominieren zwei von ihnen, woraufhin der Hl. Synod einen von ihnen zum Metropoliten wählt. Bei der am 18. Februar abgehaltenen Wahl wurden die Bischöfe Jerotej (Kosakov) und Michail (Dilovski) nominiert. Während die Nominierung des Erstgenannten erwartet wurde, da er jahrelang Vikarbischof von Ioanikij gewesen war, fiel das Ausscheiden von Arsenij (Lazarov), Vikarbischof des Metropoliten von Plovdiv, auf. Denn viele Gläubige in der BOK verdächtigen Metropolit Nikolaj (Sevastijanov) von Plovdiv, Arsenij lanciert zu haben, um sich eine Lobby für seine Kandidatur bei einer künftigen Patriarchenwahlen zu sichern.

Am 24. Februar beschloss der Hl. Synod, die Wahlen für ungültig zu erklären, da Beschwerden über Unregelmäßigkeiten bei den Wahlen eingegangen seien, ohne diese näher zu erläutern. Die Überraschung unter den Gläubigen war nicht unerheblich, denn die Wahl war transparent durchgeführt worden, und Metropolit Joan erklärte unmittelbar nach ihrem Abschluss, dass sie korrekt verlaufen sei. Weitaus unangenehmer war jedoch die vom Hl. Synod erlassene Anordnung, die unter Missachtung elementarer Rechtsgrundsätze das bisherige Wahlverfahren aufhob und die Abschaffung des Wahlrechts von Laien und verheirateten Priestern beinhaltete. Stattdessen sieht sie vor, dass die Wahl eines Metropoliten künftig nur noch von den Mitgliedern des Hl. Synods vorgenommen werden soll.

Die Entscheide des Hl. Synods wurden vom Kirchenvolk mit großer Empörung aufgenommen. Fachleute für Kirchenrecht wiesen auf die Absurdität eines Synodalbeschlusses hin, der die vom höchsten gesetzgebenden Organ der Kirche, dem Kirchenkonzil, angenommene Verfassung der BOK außer Kraft setzt. Es wurden auch Stellungnahmen von drei der anwesenden Bischöfe veröffentlicht, die gegen die Annahme der Verordnung gestimmt hatten. Später kam die Äußerung eines Metropoliten, der an der Sitzung nicht teilgenommen hatte. Darin kritisierte er die Beschlüsse des Hl. Synods scharf und wies auf einen politischen Strippenzieher in der bulgarischen Politik hin, ohne seinen Namen explizit zu nennen. Die Wähler der Eparchie Sliven hielten eine Pressekonferenz ab, an der sie darauf hinwiesen, dass die Wahlen korrekt durchgeführt worden seien. Es wurden Unterschriften und Petitionen sowohl an die Synode und einzelne Bischöfe als auch an die staatlichen Behörden organisiert.

Die Nachricht von der synodalen Eigenmacht blieb auch im Ausland nicht unbemerkt. Diakon Andrej Kurajev kommentierte sie unter der Überschrift „Schlechte Nachrichten aus Bulgarien“ als eine Umsetzung des Moskauer Modells einer sich selbst reproduzierenden Elite.

In den folgenden Tagen kam es zu gegenseitigen Beschuldigungen, die eher einer Schlammschlacht glichen. Der Druck auf die Metropoliten, vor allem von Seiten der Laien, wurde immer stärker und konnte nicht mehr ignoriert werden. Am 6. März gaben Metropolit Joan und Metropolit Grigorij (Cvetkov) von Vraca eine Erklärung ab, in der sie einräumten, dass es ein Fehler gewesen sei, die Verordnung zu billigen, die „das Kirchenvolk in große Verlegenheit gebracht“ habe, und dass sie nicht mehr angenommen werden könne.

Die Ereignisse im Zusammenhang mit der Wahl des neuen Bischofs von Sliven sind eine Art Stresstest für die BOK und insbesondere für die Rolle der Laien und des niederen Klerus. Der Versuch, einen synodalen Klerikalismus durchzusetzen, bei dem alle Macht in den Händen einiger weniger Metropoliten konzentriert ist, hatte eine unerwartete Wirkung, denn er führte zur Vereinigung von Gruppen dagegen, die sich bisher fast immer auf unversöhnlich gegenüberstanden. Ob diese Gegenreaktion erfolgreich sein wird, wird sich am 13. März zeigen, dem Datum der synodalen Wahl des neuen Metropoliten.

Vladislav Atanassov