Republik Moldau: Bischof von Chisinau: Zahl der Flüchtlinge nimmt ständig zu
In der Republik Moldau „besteht die Befürchtung, dass nach der Ukraine der Krieg zu uns kommen wird“. Das hat der katholische Bischof von Chişinău, Anton Cosa, im Interview mit der italienischen Nachrichtenagentur SIR dargelegt. In Chişinău beobachte man aufmerksam die Situation in Odessa, der ukrainischen Millionenstadt, die nur unweit von der moldauischen Grenze entfernt liegt und jeden Moment angegriffen werden könnte. „Wir bereiten uns daher darauf vor, Massen von Menschen aufzunehmen, die von dort zu uns kommen“, so der Bischof.
Die Zahl der Flüchtlinge, die in der Republik Moldau ankommen, steige von Tag zu Tag, berichtete Cosa. Angst und Tränen, aber auch das Staunen, ohne Bezahlung aufgenommen zu werden, so könne man die Gefühlslage derjenigen, die vor der russischen Invasion in die nahe gelegene Moldau fliehen, beschreiben. Seit den ersten Tagen des Konflikts habe die katholische Kirche in der Moldau Strukturen und Zentren sowie einige Pfarren und Sozialwohnungen eingerichtet, die derzeit 390 Betten für Flüchtende zur Verfügung stellen.
Viele Familien hätten zudem ein Solidaritätsnetz geschaffen, in dem sie Räume für die Unterbringung zur Verfügung gestellt haben. Auch Begleitdienste für Flüchtlinge seien an den Grenzen eingerichtet worden. Zudem werde psychologische und medizinische Hilfe geleistet sowie ein Informationsnetz mit den in der Ukraine verbliebenen Familienangehörigen und denjenigen, zu denen die Flüchtlinge gehen wollen, aufgebaut, berichtete Cosa.
Besonders wichtig sei ihm, dass korrekte Informationen zur Verfügung gestellt würden, damit „Flüchtlinge Formen der Ausbeutung, des Menschenhandels und der Anwerbung von Minderjährigen oder alleinstehenden Frauen entgehen können“. Hervorzuheben sei auch das Engagement der lokalen Behörden bei der Bewältigung der Flüchtlingsaufnahme, wobei die verschiedenen Freiwilligenorganisationen, darunter auch die der katholischen Kirche, koordiniert werden.
In seinen Gesprächen mit Flüchtlingen habe der Bischof eine Menge Angst gespürt. „Ich habe auch viele Tränen gesehen. Aber auch eine Menge Dankbarkeit für das, was wir tun.“ Es sei nicht leicht, mit diesen Flüchtlingsmassen umzugehen, die Solidarität sei trotzdem groß. In Chişinău selbst sehe man nicht den Krieg, wohl aber seine Folgen. Die Moldauer seien „in zwei Richtungen aufgestellt“: „Es gibt Menschen, die sich nach der Vergangenheit sehnen. Und es gibt die jungen Leute, die eine klare Richtung haben: Europa.“
„Wenn Russland Transnistrien erreicht, wird es auch in der Moldau ankommen“, zeigte sich Bischof Cosa überzeugt. Die Moldauer unterschieden sich aber von den Ukrainern: „Sie werden keinen Krieg führen, sie werden keinen Widerstand leisten. Und die Situation wird mit diplomatischen Mitteln geklärt werden.“ Man sei jedenfalls im Gebet und in der konkreten Nächstenliebe für die Flüchtenden da. Irgendwann sei zu befürchten, dass die Gesellschaft der Hilfe überdrüssig sei. Zumindest die Kirche werde weiterhin „bis zum Ende“ da sein und „niemanden zurücklassen“, so der Bischof. (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)