Slowenien: Kirche drängt auf mehr gesellschaftlichen Zusammenhalt
Die katholische Kirche in Slowenien hofft nach den Parlamentswahlen und dem bevorstehenden Regierungswechsel auf Schritte hin zu einem stärkeren gesellschaftlichen Zusammenhalt. Das unterstrich der Vorsitzende der Slowenischen Bischofskonferenz, Bischof Andrej Saje, im Interview mit Kathpress. Gleichzeitig bekundete der Diözesanbischof von Novo mesto die Bereitschaft der Kirche zur Zusammenarbeit mit der noch zu bildenden Regierung. Die Bischofskonferenz hatte im Vorfeld der Wahlen in einer gemeinsamen Erklärung dazu aufgerufen, das Wahlrecht auszuüben. „Erstaunlicherweise“ habe es mit knapp 70 Prozent eine „sehr hohe Wahlbeteiligung“ gegeben, zeigte sich der Bischof erfreut und sagte: „Jede Stimme ist eine Stimme für die Zukunft.“
„Wir erwarten von der neuen Regierung eine Zusammenarbeit im Blick auf das Gemeinwohl“, führte der erst kürzlich gewählte Vorsitzende der Bischofskonferenz weiter aus. Es gehe darum, dass sich Katholiken als Staatsbürger in der Gesellschaft einbringen, was vor allem im Bildungs- und Sozialbereich bereits geschehe. Gleichzeitig erwarte man von der neuen Regierung, dass sie die Kirche, ihre Besonderheit und auch ihr gesellschaftliches Wirken respektiert: „Das Recht auf Religionsfreiheit privat und öffentlich, alleine und gemeinsam auszuüben, ist ein Lackmustest für den Stellenwert der Menschenrechte und die Qualität einer Demokratie“, betonte der Vorsitzende der Bischofskonferenz.
Als „politisches Topthema“ bezeichnete Saje die Notwendigkeit, den Zusammenhalt und die Einheit in der Gesellschaft wieder zu stärken, nachdem in der letzten Zeit in Slowenien Polarisierungen, „auch Hass“, zugenommen hätten. Trotz unterschiedlicher Meinungen und Positionen brauche es immer auch Zusammenarbeit und Respekt. Die Kirche wolle als Teil der Zivilgesellschaft das „gemeinsame Gute“ suchen und stärken. Die neue Regierung solle daher sowohl das Gespräch mit der Kirche suchen als auch den Glauben als eine wichtige Realität vieler Menschen wertschätzen, die Sinn und Halt gibt, die Solidarität und Frieden stärken könne.
So engagiere sich die Kirche in Slowenien etwa in der Hilfe für Geflüchtete aus der Ukraine. „In einigen Pfarreien wurden schon Flüchtlinge aufgenommen, auch in der Zentrale meiner Diözese haben wir Räume für die Aufnahme von Geflüchteten vorbereitet“, sagte der Bischof von Novo mesto, der sich derzeit mit Pilgern seiner Diözese und aus der Erzdiözese Ljubljana in Wien befindet.
Nach den Wahlen steht Slowenien vor einem Machtwechsel. Der rechtsnationale Ministerpräsident Janez Janša verlor mit seiner SDS-Partei die Parlamentswahlen deutlicher als erwartet. Klarer Sieger wurde die neue Freiheitsbewegung (GS) des politischen Quereinsteigers und Energie-Managers Robert Golob. Wie schon vor der Wahl angekündigt, strebt dieser eine Koalition der linken Mitte an. Die GS kam nach Auszählung fast aller abgegebenen Stimmen auf 35 Prozent und 41 der 90 Parlamentsmandate, wie die Staatliche Wahlkommission mitteilte. Die SDS brachte 24 Prozent der Wähler hinter sich und errang damit 27 Mandate. (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)