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Ein freudiges Treffen mit den antiken Heiligen des Westens

20. Dezember 2017
Jahrhunderte lang hat die Kunst im Dialog zwischen den Kirchen des Ostens und Westens einen besonderen Platz eingenommen: die Kirchenarchitektur, Bildhauerei, angewandte Kunst und natürlich die Ikonenmalerei. Das 20. Jahrhundert hat die östliche Ikone wie generell die Problematik der Theologie der Bilder wieder ‚entdeckt‘, nicht nur für die Orthodoxe Kirche, sondern auch für die Katholische. Unser Ausstellungsprojekt „Heilige vor der Kirchenspaltung“ richtet sich an christliche Gemeinden sowohl im Osten wie im Westen und will zu einer Weiterentwicklungen der gegenseitigen Beziehungen beitragen, indem es sich mit der Überlieferung der ungeteilten Kirche und mit dem, was uns in der Geschichte der christlichen Welt vereint, beschäftigt. Die Phase bis zum Großen Schisma im Jahr 1054 (das Datum der formalen Trennung der östlichen und westlichen Kirchen) wird traditionell die Zeit der ungeteilten Kirche genannt, und die Heiligen, die bis zum Ende des 11. Jahrhunderts kanonisiert wurden, werden in der Orthodoxen und der Katholischen Kirche verehrt.

Ein wichtiger Teil dieser Überlieferung sind die Bilder der Heiligen des ersten Jahrtausends. Die Geschichte Europas wird dabei als Geschichte der Heiligkeit von den Aposteln und christlichen Märtyrern des 2. Jahrhunderts bis zu den rechtgläubigen Herrschern des 10. und 11. Jahrhunderts dargestellt. Geografisch umfasst die Ausstellung verschiedene Gegenden und Länder – von Sizilien über Irland bis Skandinavien.

Antike Ikonen der westlichen Heiligen sind jedoch kaum erhalten, deshalb stehen die heutigen Ikonenmaler vor der schwierigen und verantwortungsvollen Aufgabe, eine neue Ikonografie zu erarbeiten und zu präsentieren. Dazu müssen sie einerseits die Heiligenbilder im Rahmen des ikonografischen Kanons auffassen, und sich andererseits bemühten, ihre Taten nicht aus der Vorstellung eines „abstrakten Christentums“, sondern aus der Realität des 21. Jahrhunderts zu sehen. Was sagen uns, den heute Lebenden, die antike Heiligen?

Vor eineinhalb Jahren haben wir Ikonenmaler aus verschiedenen Ländern eingeladen, Ikonen antiker Heiliger zu schreiben. Auf unseren Aufruf meldeten sich über 100 Ikonenmaler aus 15 Ländern. Daraufhin haben wir eine umfangreiche Ausstellung vorbereitet, die Mitte Dezember eröffnet wird und an der 115 Ikonen präsentiert werden, die in Russland, Weißrussland, Großbritannien, Deutschland, Griechenland, Italien, Spanien, Lettland, Litauen, Serbien, der Ukraine, Finnland und Frankreich entstanden sind. Die Ausstellung erzählt nicht nur von wenig bekannten Seiten der Geschichte Westeuropas im ersten Jahrtausend, sie macht auch mit unterschiedlichen Schulen, Richtungen und Stilen der zeitgenössischen christlichen Kunst bekannt.

Unter den Teilnehmern der Ausstellung sind bekannte Ikonenmaler wie Archimandrit Zinon (Teodor), Irina Zaron, Aleksandr Kornouchov, Aleksandr Tschaschkin, Oleg Schurkus (Russland), Todor Mitrovitsch (Serbien), Georgios Kordis (Griechenland), Viktor Dovnar, Anton Dajneko (Weißrussland) und viele andere. An der Ausstellung werden Werke in verschiedenen traditionellen Techniken wie Eitempera, Enkaustik, Mosaik, Holzschnitt, Keramik und Radierung gezeigt, die für die Ausstellung „Heilige vor der Kirchenspaltung“ geschaffen wurden und in der überwältigenden Mehrheit nie zuvor ausgestellt worden sind. Das in seinem geografischen Umfang einzigartige Ikonenmalereiprojekt macht sowohl mit traditionellen Stilen und Strömungen in der aktuellen Ikonenmalerei als auch mit neuen Zugängen zur Interpretation des Bildes in der christlichen Kunst vertraut. Die erste Schau findet im Nationalen Kunstmuseum in Minsk vom 20. Dezember 2017 bis zum 20. Februar 2018 statt.

Die Organisatoren suchen Partner und Mitorganisatoren, um die Ausstellung von 2018 bis 2020 in verschiedenen Städten Westeuropas zeigen zu können.

Sergei Tschapnin, Kurator des Projekts und Vorsitzender des Vereins zur Unterstützung zeitgenössischer christlicher Kultur „Artos
Website des Projekts: saints.artos.org, Kontakt zu den Organisatoren:

Übersetzung aus dem Russischen: Natalija Zenger.