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Schweiz: Bartholomaios I. fordert ökumenischen Realismus

28. Juni 2018
Auch der Ökumenische Patriarch, Bartholomaios I., hat dem ÖRK anlässlich seines 70-jährigen Bestehens einen Besuch abgestattet. Vom 15. bis 20. Juni weilte er in Genf und hielt die Predigt bei einer Festandacht in der reformierten Kathedrale Saint-Pierre. Das Patriarchat von Konstantinopel war 1948 ein Gründungsmitglied des Weltkirchenrates. Es richtete auch als erste orthodoxe Kirche - lang vor der Russischen - eine ständige Vertretung beim ÖRK ein. Ihre prominentesten Repräsentanten in Genf waren der spätere Erzbischof Jakovos Koukouzis von Amerika, die profilierten Ökumeniker Metropolit Emilianos Timiadis und Erzpriester Georgios Tsetsis sowie heute der Ostexperte Erzbischof Job Getcha. Während der Krise in der Mitarbeit der orthodoxen Kirchen im ÖRK um die Jahrtausendwende spielte das Ökumenische Patriarchat eine zentrale Vermittlerrolle. Bartholomaios konnte aber den Austritt der Patriarchate von Bulgarien und Georgien nicht verhindern.

"Die grundlegendste Schwierigkeit der größten Kirchentraditionen im Ökumenischen Rat der Kirchen, das heißt des christlichen Orients und der Kirchen der Reformation, ist es, den Charakter dieser Institution neu definieren und die Grenzen der Ökumene, im Zentrum derer der ÖRK berufen ist, Zeugnis abzulegen und zu dienen, bestimmen zu müssen", stellte der Patriarch daher auch jetzt in seiner Predigt fest. Die Kirchen dürften nicht so tun, "als ob es ganz einfach wäre, die gesamte Menschheit mit ihren verschiedenen Kulturen und Religionen zusammenzubringen". Die "konstruktive und geschwisterliche" Zusammenarbeit im ÖRK stärke sie aber in ihrem Streben nach Einheit und ihrem "Zeugnis für die Allgemeingültigkeit des Evangeliums".

Bartholomaios würdigte auch die "konstruktive Zusammenarbeit" zwischen dem ÖRK und der römisch-katholischen Kirche, "um zusammen auf die großen Fragen und Herausforderungen unserer Zeit zu reagieren". Gleichzeitig mahnte Bartholomaios zu Dialog, Geduld und Offenheit, um seit Gründung des Weltkirchenrates entstandene Gräben und Schwierigkeiten zu überwinden. "Machen wir uns nichts vor! Die Kirchen sind bislang nicht in der Lage gewesen, ihre Spaltung zu überwinden, um die angestrebte Einheit zu erreichen", sagte der Ökumenische Patriarch.

Bei Gelegenheit seiner Reise zum ÖRK besuchte Bartholomaios auch dessen Ökumenisches Institut in Bossey unweit von Genf. Er hatte dort selbst in den 1960er-Jahren studiert. Die heutigen Schüler aus der ganzen Christenheit begrüßten den Alumnen von einst mit jubelnder Begeisterung. (Quelle: © 2016 KNA. Alle Rechte vorbehalten.)