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Russland: Feiern zur Wiedererrichtung des Moskauer Patriarchats

21. Dezember 2017
Die Russische Orthodoxe Kirche hat am 4. Dezember 2017 gemeinsam mit zahlreichen Oberhäuptern anderer orthodoxer Kirchen die Wiedererrichtung des Patriarchenamtes vor 100 Jahren gefeiert. Für die Festliturgie in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau waren zuvor die Reliquien von Patriarch Tichon (1865–1925) aus dem Donskoj-Kloster in die Kathedrale gebracht worden. Tichon war am 4. Dezember 1917 als Moskauer Patriarch inthronisiert worden, nachdem es dieses Kirchenamt fast 200 Jahre lang nicht gegeben hatte. Während der sog. Synodalphase (1721–1917) wurde die russische Kirche vom „Heiligsten Dirigierenden Synod“ und einem Staatsbeamten, dem „Oberprokuror“, geleitet. Zar Peter der Große hatte das Patriarchenamt abgeschafft, um die Kirche stärker dem Staat zu unterstellen.

Am anschließenden Empfang nach dem Gottesdienst sagte Patriarch Kirill, es gebe „nichts Größeres als diese spirituelle Erfahrung der Einheit, des gemeinsamen Gebets und des gemeinsamen Gottesdienstes“. Auch der russische Präsident Vladimir Putin, der die Vorsteher der orthodoxen Lokalkirchen in seiner Residenz empfing, lobte die „Einheit der orthodoxen Welt“, die von der Teilnahme der Kirchenleiter an den Gedenkfeierlichkeiten demonstriert würde. Unter den Teilnehmern fehlte allerdings der Ökumenische Patriarch Bartholomaios von Konstantinopel, der auch keine Delegation nach Moskau geschickt hatte. Beobachter werteten dies als Retourkutsche für das Fernbleiben der Russischen Orthodoxen Kirche am Panorthodoxen Konzil auf Kreta.

Vor den Feierlichkeiten hatte das Treffen des Obersten Rates der Russischen Orthodoxen Kirche und im Anschluss daran, vom 29. November bis 4. Dezember 2017, die Vollversammlung der russischen Bischöfe stattgefunden. Auch diese Treffen standen im Zeichen des Gedenkens an 1917.

An der Eröffnung der Ratssitzung rief Kirill dazu auf, das „Gedenken an diese tragischen Ereignisse“ zu nutzen, um „in den Menschen eine kategorische Ablehnung von Revolutionen, Bürgerkriegen, Aufständen, Repressionen und allen Dingen, die die Leben der Menschen zerstören und das Land in die Vergangenheit zurückwerfen“, hervorzurufen. Obwohl Kirill in seiner Ansprache an die Bischofsversammlung auch das Landeskonzil 1917-1918 würdigte, spielt dieses trotz seiner historischen Bedeutung im Gedenken an 1917 kaum eine Rolle. Der Fokus liegt auf Tichon und der Wiedererrichtung des Patriarchats sowie dem Gedenken an die Neumärtyrer, die der bolschewistischen Verfolgung zum Opfer fielen. (NÖK; mit Material von Kathpress)