Zum Hauptinhalt springen

Armenien: Bischöfe und Geistliche stellen sich hinter Katholikos Karekin II.

17. Juli 2025

Angesicht des eskalierenden Konflikts zwischen der armenischen Regierung und der Kirchenleitung haben die Bischöfe aus Armenien und der Diaspora sowie die Priester aus Armenien dem Oberhaupt der Armenischen Apostolischen Kirche, Karekin II., demonstrativ ihre Unterstützung ausgedrückt. Zudem verurteilten sie die Verhaftung von zwei Erzbischöfen, denen die Regierung die Verwicklung in einen Putschversuch vorwirft, und übten scharfe Kritik an der Regierung von Ministerpräsident Nikol Paschinjan.

Die Bischöfe warfen den Behörden in ihrer Erklärung vom 4. Juli eine antikirchliche Kampagne vor, die „persönlich vom Premierminister gegen die armenische Kirche, gegen seine Heiligkeit den Katholikos aller Armenier und hochrangige Geistliche angezettelt“ worden sei. Die Kampagne gehe einher „mit der Verbreitung von Hass und Feindseligkeit gegenüber Geistlichen sowie mit persönlichen Beleidigungen und respektlosen Äußerungen“. Die Kampagne stelle einen „verheerenden Schlag“ gegen das armenische Volk und die armenische Staatlichkeit dar, insbesondere angesichts der aktuellen existenziellen Bedrohungen, denen das Land ausgesetzt sei. Von der „Schwächung und Diskreditierung der armenischen Kirche“ würden „nur die antiarmenischen Kräfte und die Feinde der armenischen Nation profitieren“.

Die Bischöfe kritisierten die Verhaftung der beiden Erzbischöfe Bagrat Galstanjan und Mikael Ajapahjan sowie des armenisch-russischen Milliardärs und „nationalen Wohltäters“ Samvel Karapetjan, der die Kirche gegen die Vorwürfe der Regierung in Schutz genommen habe. Hochrangige Regierungsvertreter würden die Inhaftierten in ihren Äußerungen vorverurteilen, was „in eklatanter Weise gegen die Grundsätze der Unschuldsvermutung und der Gewaltenteilung“ verstoße und politische Motive offenbare, die Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Verfahren aufkommen ließen. Daher forderten die Bischöfe die Behörden auf, die Inhaftierten unverzüglich freizulassen und streng im Rahmen der Gesetze zu handeln.

Katholikos Karekin II., dem Paschinjan unter anderem vorgeworfen hatte, gegen das Zölibat verstoßen und eine Tochter zu haben, versicherten die Bischöfe ihre Treue. Die armenische Kirche werde auch weiterhin gemäß ihren jahrhundertealten kanonischen Traditionen ohne jegliche Einmischung von außen regiert werden. Damit distanzierten sich die Bischöfe von einer weiteren Forderung Paschinjans, der einen neuen Rat zur Wahl des Kirchenoberhaupts unter Kontrolle der Regierung vorgeschlagen hatte. In ähnlicher Weise bekundeten auch die Priester dem Katholikos ihre Unterstützung in einer separaten Erklärung am 11. Juli und warfen Paschinjan und der Regierungspartei vor, durch ihre Kampagne die „Einheit unseres Volkes zu untergraben und die Stellung unseres Staates auf der globalen Bühne zu schwächen“.

Der armenisch-apostolische Katholikos von Kilikien, Aram I., der in Antelias in Libanon residiert, hat unterdessen seine Vermittlung im Konflikt zwischen der Regierung und der Kirchenleitung angeboten. Die Situation, die zwischen Etschmiadzin als dem Sitz der Kirchenleitung und der Nationalversammlung entstanden sei, sei „zutiefst beschämend und verwerflich“. Er sei bereit, jederzeit in die Heimat zu reisen und sich mit Karekin II. und Ministerpräsident Paschinjan zu beraten, „damit wir tragfähige Lösungen finden können, um Armenien aus der schwierigen Lage zu befreien, in die es geraten ist.“

Besorgt über die jüngsten Entwicklungen in Armenien zeigte sich auch der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK). Dessen Generalsekretär Jerry Pillay rief die armenische Regierung auf, „von Maßnahmen und Erklärungen abzusehen, die als Angriff auf religiöse Einrichtungen oder als Anheizen öffentlicher Feindseligkeit ausgelegt werden könnten“ und sich an die Grundsätze der Religionsfreiheit zu halten. Der ÖRK fordere alle Beteiligten auf, „verantwortungsbewusst, sensibel und mit einem gemeinsamen Bekenntnis zu den Werten zu handeln, die die Würde der Menschen, Dialog und friedliches Zusammenleben hochhalten.“ (NÖK)