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Armenien: Katholikos verlangt Rückgabe aller Kirchen in Türkei

30. April 2018
Der armenisch-apostolische Katholikos von Kilikien, Aram I., hat in einem Interview mit der libanesischen Zeitung "L'Orient-Le Jour" die Rückgabe aller im damaligen Osmanischen Reich zwischen 1915 und 1922 enteigneten armenischen Kirchen, Klöster, Schulen und Krankenhäuser eingefordert. In dem Gespräch aus Anlass des 24. April - an dem die armenische Gemeinschaft in aller Welt des Beginns des Völkermords durch eine Verhaftungsaktion der osmanischen Geheimpolizei in Konstantinopel in den frühen Morgenstunden jenes Tages im Jahr 1915 gedenkt - sagte der Katholikos, den Armeniern gehe es nicht nur um die Anerkennung des Völkermords durch die offizielle Türkei, sondern auch um die "Wiedergutmachung aller Schäden", soweit das möglich sei.

Am 24. April 1915 waren auf Anordnung der mit dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn verbündeten kaiserlich-osmanischen Regierung - die damals vom jungtürkischen "Komitee für Einheit und Fortschritt" gestellt wurde - in Istanbul führende armenische Politiker, Industrielle, Wissenschaftler, Geistliche, Journalisten und Künstler verhaftet worden. Sie wurden in Güterzügen nach Anatolien deportiert, die meisten wurden ermordet. In der Folge wurde auf Grund von chiffrierten Telegrammen überall im Osmanischen Reich die sogenannte "Verschickung" der armenischen Bürger durchgeführt, die Zahl der Todesopfer bis 1917 wird auf 1,5 Millionen geschätzt.

Für Aram I. wäre eine Rückgabe der Kirchen und Klöster der "erste Schritt" einer Wiedergutmachung. Derzeit versuche die offizielle Türkei jedes Mal, wenn in irgendeinem Land der Völkermord an den Armeniern beim Namen genannt werde, Drohungen auszusprechen. Tatsächlich habe aber die türkische Zivilgesellschaft längst begonnen, diese dunkle Seite der türkischen Geschichte des 20. Jahrhunderts mit dem zutreffenden Namen Völkermord zu belegen, sagte der Katholikos nach Angaben des "Pro Oriente"-Informationsdienstes in dem Interview mit "L'Orient-Le Jour". Ankara müsse seine Politik der Leugnung des Verbrechens am armenischen Volk endlich aufgeben.

Die Türkei lehnt die Einstufung der Ereignisse von 1915 bis 1917 als Völkermord strikt ab. Präsident Recep Tayyip Erdoğan schrieb zuletzt in einer offiziellen Botschaft an die Teilnehmer einer Gedenkveranstaltung, die am 24. April am Sitz des armenisch-apostolischen Patriarchats von Konstantinopel stattfand, dass die Türkei den Schmerz der Armenier "teile". Die Armenier hätten ihr Leben "unter den rauen Bedingungen des Ersten Weltkriegs" verloren, so der türkische Staatschef wörtlich. Erdogan zog dazu einen Vergleich "mit Millionen osmanischer Bürger" die man im selben Zeitraum "durch Krankheiten, Migration, Krieg und Zusammenstöße verloren" habe. (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)