Georgien: Orthodoxe Kirche kritisiert russische Einmischung
Die Georgische Orthodoxe Kirche (GOK) hat gegen ein Eindringen der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) in ihr kanonisches Territorium protestiert. Grund dafür ist ein Weihnachtsgottesdienst, den ein russisch-orthodoxer Geistlicher in der südossetischen Hauptstadt Zchinwali abgehalten hat. Das Gebiet der von Georgien abtrünnigen Republik Südossetien wird von der GOK nach wie vor als ihr kanonisches Territorium betrachtet, was bedeutet, dass eine andere orthodoxe Kirche dort nicht ohne ihre Erlaubnis aktiv sein darf.
In einem Brief an das Moskauer Patriarchat vom 13. Januar verurteilt Metropolit Gerasime (Scharaschenidse), der Leiter des Außenamts der GOK, den betreffenden Gottesdienst. Mit solchen „Verstößen“ würden die Beziehungen zwischen den beiden Kirchen beschädigt. Scharaschenidse verwies darauf, dass die ROK die Jurisdiktion der GOK über die von Georgien abgespaltenen Gebiete Abchasien und Südossetien bisher immer anerkannt habe. Daher hoffe die GOK, dass die ROK den Vorfall untersuchen und Maßnahmen gegen den betreffenden Geistlichen ergreifen werde.
Es ist nicht das erste Mal, dass sich die GOK in dieser Angelegenheit beim Moskauer Patriarchat beschwert. Im November 2019 hatte sie die Absicht der ROK kritisiert, Geistliche zu russischen Militäreinheiten nach Abchasien und Südossetien zu entsenden. Die beiden Regionen verunmöglichen der GOK praktisch eine seelsorgerische Tätigkeit auf ihren Territorien. Russland ist einer der wenigen Staaten, der die Unabhängigkeit der beiden Gebiete anerkannt hat, und unterhält dort Militärbasen. (NÖK)