Russland: Debatte um Übergabe des Andronikov-Klosters an ROK
Die Russische Orthodoxe Kirche (ROK) bemüht sich um die Übergabe des historischen Andronikov-Klosters in Moskau, in dem sich heute das Museum für altrussische Kultur und Kunst befindet. Patriarch Kirill hat sich mit einer entsprechenden Bitte an Rosimuschestvo, die föderale Behörde für die Verwaltung staatlichen Eigentums, gewandt. Die Leitung des Museums, das nach dem berühmten Ikonenmaler Andrej Rubljov benannt ist, ist informiert und steht nach eigenen Angaben in einem ständigen Dialog mit der ROK.
Auch die ROK bestätigte die Initiative und hofft auf „Dialog und eine konstruktive Zusammenarbeit“, wie Aleksandr Volkov, Pressesprecher von Patriarch Kirill, sagte. In erster Linie gehe es um die Übergabe der Klostergebäude, in Bezug auf die Kulturgüter im Inneren des Klosters, wie Fresken und Ikonen, sei Zusammenarbeit gefragt, die Kirche werde ihre Verantwortung wahrnehmen. Allerdings bedürfe es nicht nur einer Entwicklung des in den letzten Jahren etablierten Dialogs zwischen Kirche und Museum, sondern auch das Gesetz müsse umgesetzt und Gebäude, die früher der Kirche gehörten, zurückgegeben werden. Für die konkrete Umsetzung der Übergabe schlug er die Einrichtung von spezialisierten Arbeitsgruppen vor. Erzpriester Leonid Kalinin, Leiter des Expertenrats der ROK für kirchliche Kunst, Architektur und Restauration, erklärte, ein Teil der Ausstellungen könne auch im Kloster bleiben und außerhalb der Gottesdienstzeiten besucht werden.
Der Kreml hat keine Stellungnahme zur Frage veröffentlicht. Dmitrij Peskov, Pressesprecher des russischen Präsidenten, erklärte, es sei noch keine Position formuliert, da das Thema noch ziemlich neu sei. Allerdings müsse in der Frage der Aspekt der Exponate berücksichtigt werden. Kritisch äußerte sich der Direktor des Rubljov-Museums, Michail Mindlin, in einem Interview mit dem Nachrichtenportal meduza. Angesichts der bisherigen guten Zusammenarbeit mit der ROK, ihrem Einbezug in die Konzeption einer neuen Entwicklungsstrategie für das Museum vor wenigen Jahren, der Verdienste des Museums bei der Restaurierung der Klostergebäude seit Ende der 1940er Jahre, den regelmäßigen Gottesdiensten in der Kathedrale sowie der Anwesenheit einer Kirchgemeinde auf dem Gelände komme der Schritt des Patriarchen „sehr unerwartet“. Einen Umzug des Museums lehnt Mindlin ab, weil die altrussische, kirchliche Kunst nur im Inneren von kirchlichen Gebäuden angemessen betrachtet werden könne. Skeptisch ist er auch gegenüber dem Vorschlag, nach deren Renovation in angrenzende Gebäude umzuziehen, da dies aufgrund akuten Platzmangels sowieso vorgesehen sei.
Der Fall erinnert an die Debatten um eine mögliche Übergabe der Isaaks-Kathedrale in St. Petersburg an die ROK. Allerding sprach sich der Museumsdirektor klar gegen einen Konfrontationskurs aus, den er für unproduktiv hält, und plädiert für einen konstruktiven Dialog. Eine „organische Koexistenz“ von Museum und Kloster hält er für gut möglich. Auch in der Isaaks-Kathedrale ist ein beliebtes Museum untergebracht, zudem fürchteten die Kritiker einer Übergabe um die Weiterführung der Restaurationsarbeiten aufgrund von Finanzierungsproblemen. Dies sollte im Fall des Andronikov-Klosters kein Problem sein, wie die Leiterin der Rechtsabteilung des Moskauer Patriarchats, Äbtissin Ksenija (Tschernega), erklärt. Die Gelder, die das Museum für die Restaurierung erhalte, könnten auch der ROK gegeben werden. Schließlich sollte die staatliche Finanzierung dieser Arbeiten nicht vom Eigentümer der Gebäude abhängig gemacht werden, findet die Äbtissin. (NÖK)