Russland: Patriarch ruft zum Nachdenken über Bedeutung der Seuche auf
Patriarch Kirill hat in der Corona-Pandemie zu einer Rückbesinnung auf den Glauben aufgerufen. Alle müssten darüber nachdenken, was diese globale Seuche bedeute, sagte er bei der wegen der Corona-Schutzmaßnahmen nicht-öffentlichen Göttlichen Liturgie zum Fest Mariä Verkündigung (nach Julianischem Kalender) in der Moskauer Erlöserkathedrale. Es handle sich um eine tiefgehende Krise, es werde von jedem Einzelnen abhängen, ob es durch diese Krise zu einer Wandlung zum Besseren oder zum Schlechteren kommen werde, so der Moskauer Patriarch.
Eine Wandlung zum Besseren setze voraus, dass sich die Menschen daran erinnern, dass der Mensch von Gott geschaffen ist, und dass Gott und sein Gesetz im Mittelpunkt des menschlichen Lebens stehen sollen, sagte Kirill. Die Beachtung des göttlichen Gesetzes führe zum wahren Glück nicht nur im persönlichen Leben, sondern auch in den Beziehungen der Menschen untereinander und in den Beziehungen des Menschen zur Natur und zum Kosmos. „Wenn Gott im Mittelpunkt steht, dann gibt nichts den Menschen das Recht, die Umwelt zu zerstören“, sagte der Patriarch wörtlich.
Der Patriarch betete bei der Liturgie um die Befreiung Russlands und der ganzen Welt von der Pandemie. Gott möge den Menschen die Möglichkeit geben, „die Wege seiner Vorsehung zu sehen und zu verstehen“. Sein Wunsch sei es, sagte Kirill, dass die Menschen aus dieser Prüfung gewandelt hervorgehen, „mit einem starken Glauben und der klaren Erkenntnis, dass Gott der Herr der Geschichte ist.“
Die Göttliche Liturgie am 7. April wurde von den orthodoxen TV-Sendern Spas und Sojus direkt übertragen, auch auf dem offiziellen Webportal der russisch-orthodoxen Kirche konnte der Livestream verfolgt werden.
In der vergangenen Woche hatte sich der Patriarch in einer Botschaft an die Bischöfe, Priester, Mönche und Nonnen und an das „ganze Volk Gottes“ in den russisch-orthodoxen Eparchien auf dem Territorium der Russischen Föderation gewandt. Kirill appellierte darin an die Gläubigen, sich an den staatlichen Vorgaben zu orientieren, zu Hause zu bleiben und dort zu beten, „um Leben und Gesundheit der Nachbarn zu bewahren“. Bischöfe und Priester rief der Patriarch auf, in dieser Zeit – auch ohne Volk – die Liturgie mit besonderer Sorgfalt und besonderem Eifer zu zelebrieren. In diesem Zusammenhang zitierte Kirill die Regel des Heiligen Benedikt, dass „nichts dem Gottesdienst vorgezogen werden soll“.
Am 3. April pilgerte der Patriarch mit der Ikone der „Gottesmutter der Zärtlichkeit“ („Eleusa“) durch die Straßen Moskaus. Während der Fahrt auf dem rund 100 Kilometer langen Autobahnring rund um die russische Hauptstadt betete Kirill für ein Ende der Pandemie. Bilder in russischen Medien zeigten ihn im Fond eines Fahrzeugs mit der von vielen orthodoxen Gläubigen verehrten Ikone. Diese stammt aus dem Besitz des 1833 verstorbenen und mittlerweile heilig gesprochenen Mönchs Serafim von Sarow. 1991 wurde die Ikone, die die kommunistische Kirchenverfolgung überstanden hatte, dem Vorgänger von Patriarch Kirill, Patriarch Aleksij (1990-2008), übergeben. Seither befindet sich die Ikone in der Moskauer Patriarchalresidenz. (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)