Russland: Patriarch bestätigt Exkommunikation von fundamentalistischem Priester
Der russische Patriarch Kirill hat die Entscheidung des Eparchialgerichts von Jekaterinburg bestätigt, den umstrittenen Schema-Mönch Sergij (Romanov) zu exkommunizieren. Verurteilt wurde der frühere Schema-Igumen, weil er trotz eines Verbots Gottesdienste gefeiert hatte. Dies war ihm verboten, weil ihm in einem früheren Verfahren am 3. Juli 2020 die Priesterwürde aberkannt worden war.
In seiner Reaktion auf den Entscheid des Patriarchen griff Sergij diesen scharf an. Nicht einmal die atheistischen Revolutionäre seien exkommuniziert worden, wie groß müsse also der „Hass des Patriarchen und seiner Umgebung“ ihm gegenüber sein. Er sei aufgefordert, zu bereuen, was als Weg der Rettung für alle nötig sei. Aber zuerst solle Kirill bereuen, „um kein Pseudopatriarch zu sein“, erklärte Sergij. Dazu sollte er aus dem Ökumenischen Rat der Kirchen austreten, sich von „seinen häretischen und ökumenischen Ansichten lossagen“, Kirchen öffnen, „entsprechend apostolischen Regeln dienen“, die Billigung von Abtreibungen aus medizinischen Gründen bereuen sowie öffentlich „seine ängstliche Kleingeistigkeit“ und andere „Verbrechen gegen die Kirche, das Land und die ganze orthodoxe Welt“ bereuen.
Der frühere Schema-Igumen Sergij ist eine kontroverse Figur, er gilt als einflussreicher, äußerst konservativer spiritueller Vater mit zahlreichen Anhängern und großer Medienpräsenz. Angeblich gehört er zu einer Zarenverehrer-Sekte, er führt Exorzismen durch, äußert sich immer wieder antisemitisch und vertritt Verschwörungstheorien. Besonderes Aufsehen erregte Sergij im Juni, als er das von ihm gegründete Sredneural’sker Frauenkloster mithilfe von Kosaken besetzte. Dort hält er sich noch immer auf. Inzwischen hat die regionale Untersuchungsbehörde eine Untersuchung wegen des Verdachts auf Quälerei und Vernachlässigung von Kindern eröffnet. Angeblich wurden zwischen 2004 und 2019 Kinder auf dem Klosterareal systematisch geschlagen und waren weiterer Gewalt ausgesetzt. In einem Ende Juli veröffentlichten Film sprechen frühere Novizen des Klosters Fälle von Gewalt in ihrer Kindheit im Kloster an. Der Ombudsmann für Kinder der Region erklärte jedoch, bei der Behörde für Kinderrechte seien in den zehn Jahren ihres Bestehens keine Beschwerden eingegangen. Sergij lud den Gouverneur in einer Videobotschaft ins Kloster ein, damit dieser selbst die Lebens- und Bildungssituation der Kinder und allgemeine Lebensweise der Klosterbewohner kennenlernen könne.
Die Eparchie Jekaterinburg hatte sich schon im September an die Polizei gewandt, weil ihr der Zugang zum Kloster verwehrt worden war, als sie dort einen Gottesdienst veranstalten und Inventur durchführen wollte. In diesem Zusammenhang sollte Sergij persönlich vor der Untersuchungsbehörde erscheinen, um als Zeuge auszusagen. Einer seiner Mitstreiter verkündete jedoch, dass die Behörde „immer mehr Mitarbeiter an Covid-19 verliert“. Daher habe Sergij guten Grund, nicht zu diesem Infektionsherd zu gehen. Zuvor hatte der Schema-Mönch das Coronavirus jedoch als „Mythos“ bezeichnet und zum Ungehorsam gegenüber der Kirchenleitung und den Behörden aufgerufen sowie diejenigen verflucht, die aufgrund der Pandemie Kirchen geschlossen hätten. (NÖK)
Die Besetzung eines Klosters im Ural ist ein Zeichen für ein Aufflammen des Fundamentalismus in der Russischen Orthodoxen Kirche, erklärt Sergej Tschapnin. In seinem Kommentar geht er auf dessen Charakteristiken und den Umgang der Kirche damit ein.
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