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Russland: Fundamentalistischer Priester verhaftet

14. Januar 2021

Der exkommunizierte Schema-Mönch Sergij (Romanov) ist am 29. Dezember 2020 im Sredneuralsker Frauenkloster unweit von Jekaterinburg verhaftet worden. Eine Sondereinheit der Polizei drang nachts in das Kloster ein, das Sergij im Juni 2020 in einer aufsehenerregenden Aktion mithilfe von Kosaken besetzt hatte. Gleichentags hieß ein Bezirksgericht in Moskau die Verhaftung Sergijs gut und ordnete einen Arrest bis zum 28. Februar an. Aus Protest gegen den Arrest ist dieser in Hungerstreik getreten.

Das Untersuchungskomitee beschuldigt Romanov, mindestens zehn Nonnen des betreffenden Klosters öffentlich zum Selbstmord aufgerufen zu haben. Zudem habe er am 5. Dezember ein Video mit einer Ansprache veröffentlicht, die „Ermunterungen Gläubiger zum Selbstmord unter dem Deckmantel der religiösen Ideologie des Christentums“ enthalte. Dabei sei er sich bewusst gewesen, dass seine Aufrufe von zahlreichen Personen direkt aufgefasst und auch befolgt werden könnten, heißt es in der Mitteilung des Untersuchungskomitees. Weil er eine Inventur der Klosterbesitztümer verhindert hatte, wird ihm zudem Eigenmächtigkeit vorgeworfen. Sergij bestreitet die Anschuldigungen.

Bei Sergijs Verhaftung im Kloster kam es zu Zusammenstößen zwischen den Sicherheitskräften und seinen Anhängern. Bei der Durchsuchung wurden offenbar auch andere Bewohner des Klosters verhaftet. Vsevolod Mogutschev, einer von Sergijs Mitstreitern, auf dessen Youtube-Kanal viele von dessen Videoansprachen veröffentlicht wurden, wurde vom Gericht in Jekaterinburg zu 15 Tagen Arrest verurteilt. Die Eparchie Jekaterinburg zeigte sich um das spirituelle und psychologische Wohlergehen der Klosterbewohner besorgt. Deshalb schickte sie den Leiter ihres Sozialdienstes, Erzpriester Evgenij Popitschenko, ins Kloster, doch das Hilfsangebot wurde dort nicht gut aufgenommen. Allerdings hätten die Kirchenvertreter mit Menschen gesprochen, die aus anderen Regionen zugereist seien. Das Gespräch mit diesen sei schwierig, mit einigen sei aber ein Dialog zustande gekommen. Insgesamt bleibe die „Situation schwierig“, heißt es aus der Eparchie.

Der frühere Schema-Igumen Sergij ist eine kontroverse Figur, er gilt als einflussreicher, äußerst konservativer spiritueller Vater mit zahlreichen Anhängern und großer Medienpräsenz. Angeblich gehört er zu einer Zarenverehrer-Sekte, er führt Exorzismen durch, äußert sich immer wieder antisemitisch und vertritt Verschwörungstheorien. Unter anderem hält er das Coronavirus für einen Mythos, im Frühling rief er zum Ungehorsam gegenüber der Kirchenleitung und den Behörden auf und verfluchte diejenigen, die aufgrund der Pandemie Kirchen geschlossen hatten. Ende Oktober wurde Romanov exkommuniziert, weil er trotz eines Verbots Gottesdienste gefeiert hatte. Dies war ihm verboten, weil ihm bereits in einem früheren Verfahren am 3. Juli 2020 die Priesterwürde aberkannt worden war. (NÖK)