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Russland: Patriarch Kirill mahnt zur Schonung der Zivilbevölkerung

24. Februar 2022

Patriarch Kirill hat alle Seiten des Konflikts aufgerufen, alles Mögliche zu tun, um Opfer unter der Zivilbevölkerung zu vermeiden: „Als Patriarch der ganzen Rus und Oberhaupt der Kirche, deren Volk sich in Russland, der Ukraine und anderen Ländern befindet, habe ich tiefes Mitgefühl mit allen, die von dem Unheil betroffen sind.“ Den russischen Angriff auf die Ukraine verurteilte er nicht. Das Oberhaupt der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) appellierte am frühen Abend des 24. Februars an die Geistlichen, allen Betroffenen einschließlich Flüchtlingen und Menschen ohne Obdach und Mittel jede erdenkliche Hilfe zukommen zu lassen: „Das russische und das ukrainische Volk verbindet eine jahrhundertealte Geschichte, die auf die Taufe Russlands durch den heiligen Fürsten Wladimir, der den Aposteln gleichgestellt ist, zurückgeht. Ich glaube, dass diese von Gott geschenkte Gemeinschaft dazu beitragen wird, die Spaltungen und Widersprüche zu überwinden, die zu dem gegenwärtigen Konflikt geführt haben. Ich rufe die gesamte Russische Orthodoxe Kirche auf, inständig und inbrünstig für die baldige Wiederherstellung des Friedens zu beten.“

Am 23. Februar hatte Kirill den „Tag der Vaterlandsverteidigung“ am Grab des Unbekannten Soldaten gefeiert. An demselben Tag richtete er Glückwünsche u. a. an Präsident Vladimir Putin und an Verteidigungsminister Sergej Schojgu.

Auf Anfrage der Nachrichtenagentur TASS hatte Vladmir Legojda, Vorsitzender der Synodalabteilung für die Beziehungen zwischen Kirche und Gesellschaft und den Medien, bereits am 22. Februar erklärt, dass die ROK die politischen Entscheidungen der Völker respektiere und Änderungen der Staatsgrenzen keinen Einfluss auf die Einheit der Kirche hätten: „Die Grenzen der Staaten auf dem kanonischen Territorium der Russischen Kirche haben sich mehrfach geändert, während die Einheit der Kirche stets gewahrt blieb. Gleichzeitig respektiert die Kirche die politischen Entscheidungen der Völker“, sagte Legojda. Ob die Anerkennung der Unabhängigkeit der Volksrepubliken Donezk und Luhansk politisch-rechtliche Konsequenzen Entscheidungen für die Kirchenverwaltung zeitigen werde, könne er nicht beantworten. Diese Frage würde von den höchsten Organen der kirchlichen Autoritäten geprüft, falls sie sich stelle.

Legojda betonte, dass die ROK gegenwärtig ihr Hauptziel darin sieht, den Flüchtlingen so weit wie möglich zu helfen, womit hauptsächlich die Evakuierung der Zivilbevölkerung aus Donezk und Luhansk gemeint ist. Unter der Koordination der Synodalabteilung für kirchliche Wohltätigkeit und sozialen Dienst werden zahlreiche kirchliche Einsatzzentralen für die Flüchtlingshilfe eingerichtet, Freiwillige und Spender werden aufgerufen, „möglichst akzeptable Bedingungen für den Aufenthalt von Flüchtlingen zu schaffen“.

Regula Zwahlen

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