Russland: Patriarch Kirill bezeichnet Kirche als Garantin postsowjetischer Einheit
Für Patriarch Kirill ist die Russische Orthodoxe Kirche (ROK) „die einzige Institution, die heute Russland, die Ukraine, Belarus und andere Länder des sog. postsowjetischen Raumes verbindet.“ Deshalb sähen auch alle Gegner der Bewahrung der Einheit der Heiligen Rus in der Russischen Kirche ihren Hauptfeind. Dies bekräftigte der Patriarch beim Fest der Entschlafung der Hl. Gottesgebärerin am 28. August zum Abschluss der Liturgie in der Uspenskij Kathedrale im Moskauer Kreml.
Die Kirche kennen keine politischen Grenzen im sog. postsowjetischen Raum, weil „wir sind die Kirche der gesamten Rus und für mich sind Kyjiw, Minsk und andere Hauptstädte der [ehemaligen sowjetischen] Republiken wichtige geistige Zentren der einen Hl. Rus.“ Dieses Bewusstsein werde von der Mehrheit der Geistlichen und dem gläubigen Volk geteilt, und zwar nicht nur in der Russischen Föderation, „sondern auch dort, wo man für die Äußerung solcher Ansichten die Freiheit verlieren kann.“ Er denke dabei vor allem an die Geistlichen und gläubigen Brüder und Schwestern „in der Ukraine, von denen viele den Schicksalsschlag dieser Zeit der Wirren (russ. smuta) ertragen. Und anders kann ich das nicht bezeichnen, es ist eine Zeit der Wirren, und bei weitem nicht die erste in der Rus.“ Als „Zeit der Wirren“ wird in der Geschichte des Russischen Imperiums der Übergang von der Rurikiden- zur Romanow-Dynastie anfangs des 17. Jahrhunderts bezeichnet.
In solchen Zeiten dürfe die Kirche keine Kompromisse zwischen Gott und dem Teufel suchen, deshalb dankte Kirill „unseren Bischöfen und Geistlichen in allen Ländern, die sich auf dem Territorium des historischen Russlands gebildet haben für die Bewahrung der kanonischen Einheit unter allen Bedingungen.“ Sie stünden auf der hellen Seite der Geschichte und würden letztlich siegen.
Die Gefahr bestehe darin, dass „jede Zeit der Wirren in Russland immer von außen unterstützt wurde. So auch heute – alle diese Probleme im Raum der historischen Rus entstanden nicht ohne Beteiligung politischer Kräfte, die Russland gegenüber feindlich eingestellt sind: „Doch Russland wird alle diese Schläge aushalten, ja sich sogar entwickeln. Ungeachtet der Sanktionen und Einschränkungen entwickelt sich die Wirtschaft, wird das politische System gestärkt. Das ist ein gewaltiges Verdienst unseres Präsidenten Vladimir Vladimirovitsch Putin und seinem Team. Doch dahinter steht auch die mächtige Unterstützung sowohl des Volkes als auch unserer Kirche.“ Sie gebe den Menschen, „Bürgern der einen Hl. Rus“ Hoffnung, „nicht im juridischen, sondern im geistlichen, oder wenn Sie wollen, im philosophischen Sinne.“ Deshalb erkenne die Kirche in vollem Maße die Umgestaltungen, die vollzogen werden an und bete „für unseren Präsidenten, für die Regierung und für die Lösung aller Probleme auf dem Gebiet der historischen Rus.“
Am 28. Juli hat der Patriarch Präsident Putin den Orden des Hl. Alexander Nevskij verliehen und dabei die Kraft der Völker der historischen Rus als Einheit betont.
Regula Zwahlen