Russland: Patriarch Kirill lehnt Todesstrafe nicht grundsätzlich ab
Der russische Patriarch Kirill ist nicht grundsätzlich dagegen, in Russland die Todesstrafe wieder einzuführen. Die Kirche habe die Todesstrafe nie verurteilt, wenn sie im Einklang mit dem Gesetz angewendet worden sei, erklärte er. Aber natürlich habe sie die Todesstrafe auch nie begrüßt, fügte er hinzu. Dennoch habe es die Todesstrafe in der ganzen Geschichte der Menschheit gegeben und weder die Bibel noch Christus hätten sie verurteilt.
Seine Position zu diesem Thema erläuterte Patriarch Kirill bei einem Treffen mit Teilnehmern des Programms „Zeit der Helden“ am 3. November. Am Programm nehmen russische Armeeangehörige teil, die im Krieg gegen die Ukraine gedient haben und nun darauf vorbereitet werden, Positionen in der zivilen Verwaltung zu übernehmen. Die Todesstrafe sei natürlich das „äußerste Mittel“, erklärte der Patriarch. Idealerweise würden die Menschen gar nicht solche Verbrechen begehen; aber wenn ein Mensch besonders gefährlich für die Gesellschaft sei und auf keine Weise „isoliert“ werden könne, müsse er „entfernt werden“. Obwohl Christus selbst unrechtmäßig Opfer der Todesstrafe geworden sei, hätten die Apostel diese danach nicht verurteilt, es finde sich keine Verurteilung der Todesstrafe in der Bibel. Deshalb habe auch die Kirche nie auf ihrer Abschaffung bestanden. Andererseits begrüßte Kirill das in Russland geltende Moratorium der Todesstrafe. Allerdings müssten dessen Auswirkungen auf die Kriminalität in Russland beobachtet werden. Insgesamt liege es im Ermessen einer Gesellschaft, ob sie die Todesstrafe abschaffen wolle oder nicht. Weiter bezweifelte der Patriarch, ob lebenslange Haft eine humanere Bestrafung ist.
Nach Angaben des Lewada-Zentrums befürworten in Russland immer mehr Menschen die Wiedereinführung der Todesstrafe. Im Juni 2024 regte Alexander Bastrykin, der Leiter der russischen Untersuchungsbehörde, ihre Wiedereinführung an. Hintergrund war der Terroranschlag auf die Konzerthalle Krokus City Hall nahe Moskau, bei dem im März 2024 144 Menschen umkamen. (NÖK)