Russland: Patriarch kritisiert Kriegsmüdigkeit
Der russische Patriarch Kirill hat beklagt, dass nach drei Jahren „aktiver Kriegshandlungen“ unter den Mitbürgern eine „gewisse Müdigkeit“ gegenüber Berichten von den Fronten sichtbar sei. Einige Menschen in Russland zögen es vor, gar nichts von dem, was geschehe, zu bemerken, weder den Schmerz noch das Leiden ihrer „Brüder, die sich an der Front befinden oder in Regionen leben, die beschossen werden“. Viele „sind nicht bereit, auf ihren persönlichen Komfort und den gewohnten Lebensstandard zu verzichten“, bemängelte der Patriarch. Dazu zählten natürlich nicht die Freiwilligen, die Hilfsgüter sammelten und Soldaten und Zivilisten unterstützten, – die „Ideale der Solidarität, Barmherzigkeit und gegenseitigen Hilfe“ seien im Volk lebendig. Doch die „vielen Vergnügungsveranstaltungen, fröhliche TV-Sendungen und leichtsinnige Sorglosigkeit“ stünden in starkem Kontrast zu den Geschehnissen im Kriegsgebiet, wo insbesondere junge Menschen stürben. Dieses „Problem“ offenbare „bestimmte geistige Wunden“, von denen der Patriarch befürchtet, dass sie „unsere zivilisatorische Identität“ bedrohen.
Seine Ausführungen machte Patriarch Kirill an einer Sitzung des Präsidiums des Weltkonzils des Russischen Volks am 31. Oktober. Dabei lobte er auch die letzte Versammlung des Weltkonzils, an der ein Dokument verabschiedet wurde, das Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine als „Heiligen Krieg“ bezeichnet. Damals sei mutig die „Wahrheit“ gesagt worden, dafür habe es zwar keine besondere Unterstützung gegeben, aber auch keine niederschmetternde Kritik. An der Sitzung betonte Kirill auch wieder einmal die Einheit der ostslawischen Völker. Zudem verwies er auf „positive Veränderungen“ in den Gesellschaften des Westens, wo die Menschen schrittweise erkennen würden, dass die tatsächliche Situation überhaupt nicht so sei, wie sei von „westlichen, auf Russophobie ausgerichteten Medien dargestellt wird“.
In seinem kürzlich erschienen Buch unter dem Titel „Für die Heilige Rus: Patriotismus und Glaube“ bezweifelte Kirill zudem, dass die Menschheit ohne Krieg leben könne. Russland aber sei ein „friedliebendes Land“ und sein Volk strebe nicht danach, Konflikte mit anderen Ländern zu beginnen. Patriotismus ist für den Patriarchen nicht nur die Liebe zur Heimat und ihrem Volk, sondern auch die „Treue zu den Ideen des Christentums“. Zudem ruft er dazu auf, für die russische Regierung, das Volk, Präsident Vladimir Putin und die Soldaten Russlands zu beten. Dabei müsse die Kirche gemeinsam mit den militärischen und politischen Kräften des Landes „mobilisiert“ sein. Den Teilnehmern am Krieg gegen die Ukraine versprach er – nicht zum ersten Mal – das ewige Leben. Sie würden eine „große Tat“ vollbringen und ihr physisches Leben geben, „aber denk daran: du kommst nicht um, du stirbst nicht, du wirst leben“, heißt es in dem Buch. (NÖK)