Der russische Patriarch Kirill findet übermäßige Ängste in Bezug auf eine mögliche nukleare Eskalation und Weltuntergangsbefürchtungen unnötig. Das Aufdrängen von „Angst über mögliche apokalyptische Szenarien, übermäßiger Alarmismus und Spekulationen über nukleare Fragen sind aus geistlicher Sicht nicht nützlich“, erklärte er an der Vollversammlung des 26. Weltkonzils des Russischen Volks am 28. November. Der „Feind des Menschengeschlechts“ versuche „Bangigkeit in den Herzen der Menschen zu säen, um ihren Willen zu lähmen und ihnen den Mut zu nehmen, denn ein Mensch, der des geistigen Friedens beraubt ist, ist einfacher zu manipulieren“. Wenn ein Mensch Angst habe, schwäche er sich selbst und brauche Unterstützung von außen, wobei diese ein Manipulationsfaktor sein könne, führte er weiter aus.

Der Patriarch erklärte, es sei nicht nötig, dabei „mitzuspielen“. Christen hätten keine Angst vor dem sogenannten Ende der Welt, denn sie warteten auf Jesus, der kommen werde, alles Böse vernichten und über alle Völker richten werde. Das bedeute aber nicht, dass die Menschen untätig sein und dem Bösen zusehen sollten. Ihre Berufung in der Welt sei es, Soldaten Gottes zu sein, sich dem Bösen entgegenzustellen und „hohe moralische Ideale zu verteidigen“. Dies sei auch die „Zielsetzung Russlands“, führte er weiter aus. Die Aussagen des Patriarchen stehen mit den wiederholten Anspielungen des russischen Präsidenten auf einen möglichen Einsatz von Atomwaffen in Zusammenhang.

In seiner Eröffnungsrede in seiner Funktion als Vorsitzender des Weltkonzils des Russischen Volks sprach Patriarch Kirill zudem über seine üblichen Themen wie traditionelle Werte, die Russlands Identität ausmachten, und die Gefahr durch Migration, wodurch die russische Kultur verdrängt werden könnte. Zudem schilderte er ausführlich die Gefahren des Alkoholismus. Abschließend beschwor er einen gemeinsamen Einsatz zur Überwindung der aktuellen Herausforderungen, damit Russland eine „Kraft werden kann, die mutig und hart dem Bösen und den Geistern der Finsternis zu widerstehen fähig ist, und eine Arche der Rettung für viele Völker, die leben möchten, indem sie frei und offen traditionelle Werte und geistlich-moralische Ideale bezeugen“.

Das Weltkonzil des Russischen Volks ist eine russische Nichtregierungsorganisation, in der Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Religionsgemeinschaften versammelt sind. Sein Ziel ist die geistliche, kulturelle, soziale und wirtschaftliche Wiedergeburt Russlands und des russischen Volks; bei der Gründung spielte die Russische Orthodoxe Kirche (ROK) eine wichtige Rolle. Der russische Patriarch Kirill leitet das Volkskonzil und in den Gremien der Organisation finden sich viele Vertreter der ROK, formal ist es aber kein Teil der ROK. (NÖK)