Russland: Grundstein für riesige Armee-Kathedrale gelegt
Der russische Patriarch Kirill hat am 19. September 2018 den Grundstein für die künftige Hauptkathedrale der russischen Streitkräfte gesegnet. Unweit von Moskau soll bis 2020, zum 75. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs, auf dem Areal des Freizeitparks Patriot die Christ-Auferstehungs-Kathedrale errichtet werden. An den Feierlichkeiten nahmen der russische Präsident Vladimir Putin, Verteidigungsminister Sergej Schojgu und weitere Politiker sowie Veteranen, Soldaten und Offiziere teil.
In seiner Ansprache bezeichnete Kirill die Armee als „zentralen Faktor für den Schutz der Freiheit, Unabhängigkeit und Souveränität unseres Landes“. Nie habe Russland Krieg geführt, um Land zu erobern. Russland unterstütze seine Armee, weil es wisse, dass gerade sie in „schwierigen Zeiten seine Souveränität und das historische Schicksal seines Volkes schützen“ werde. Daher könne die „Rolle und Bedeutung“ des russischen Militärs nicht überschätzt werden. Präsident Putin bezeichnete die Grundsteinlegung als „sehr wichtiges, historisches Ereignis des geistigen Lebens Russlands“. Die Kathedrale, die dem Sieg im Zweiten Weltkrieg gewidmet ist, werde ein „weiteres Symbol für die Unzerstörbarkeit unserer nationalen Traditionen, unserer Treue gegenüber unseren Vorfahren und ihren Taten zum Wohle des Vaterlandes“ sein.
Die Kathedrale soll 95 Meter hoch und damit die dritthöchste orthodoxe Kirche der Welt werden und ganz aus Metall bestehen. Das Gebäude im monumentalen russisch-byzantinischen Stil wird knapp 11‘000 Quadratmeter umfassen und rund 6000 Gläubigen Platz bieten. Neben ihrer geistlichen Funktion soll die Kathedrale auch als Bildungszentrum für Soldaten, Geistliche und Laien dienen. Zudem wird sie eine Ausstellung über den Aufbau des russischen Staats und der russischen Armee beherbergen. Die verschiedenen Apsiden werden Heiligen gewidmet, die Hüter einzelner Teile der Streitkräfte sind. Finanziert wird der Bau durch Spenden, bisher sind über eine Billion Rubel (ca. 12,6 Mio. Euro) zusammengekommen. Zum Spenden werden in erster Linie Angehörige der Streitkräfte aufgerufen, die Spenden sollen aber freiwillig sein. Unter den ersten Spendern befindet sich der Verteidigungsminister.
Die Kathedrale ist insbesondere aufgrund ihrer riesigen Ausmaße umstritten. So bezweifelt Protodiakon Andrej Kuraev, dass die Kathedrale genug Gläubige anziehen wird, da sie außerhalb der Stadt liegt. Bereits die Christ-Erlöser-Kathederale in Moskau könne das Patriarchat kaum unterhalten, obwohl sie sich im Stadtzentrum befindet. Er befürchtet, dass eine zweite so gigantische Kirche zu einem reinen Museum verkommen werde. (NÖK)