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Schweiz: LWB fordert Ende des Krieges in der Ukraine

29. Juni 2022

Der Lutherische Weltbund (LWB) hat erneut die Forderung an Russland gestellt, sich sofort aus der Ukraine zurückzuziehen, und verlangt von der internationalen Gemeinschaft mehr Investitionen in friedliche Mittel, um Konflikte überall auf der Welt zu beenden. In einer Erklärung der Ratstagung in Genf hat sich das LWB-Leitungsgremium „entsetzt“ über den Krieg geäußert und zeigte sich „erschüttert“ über den Verlust an Menschenleben, über die Zerstörung, die Vertreibungen und die Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht. Der Rat ging ebenfalls auf die Auswirkungen des Krieges auf die Ernährungssicherheit und die Lebensmittelpreise ein und bezeichnete es als unsere Aufgabe, uns für Frieden und Gerechtigkeit in ungelösten Konflikten in Ländern wie u. a. Kolumbien, Myanmar, der Demokratischen Republik Kongo und Sri Lanka einzusetzen.

Der Rat zeigte sich ebenfalls tief besorgt über die unverminderte Verbreitung von Waffen, die eine Determinante für Konflikte und Unsicherheit besonders in Afrika, Asien und Lateinamerika ist. Der Rat appellierte an die LWB-Mitgliedskirchen, für Frieden und Gerechtigkeit in allen Gemeinschaften zu beten und zu arbeiten und forderte sie nachdrücklich auf, entschiedenere Maßnahmen für die Verhinderung sexualisierter und geschlechtsspezifischer Gewalt besonders in Konfliktsituationen zu ergreifen.

Erklärung des LWB-Rates zum Krieg in der Ukraine und anderen Konflikten
Der Rat zeigt sich entsetzt über den Krieg in der Ukraine, der seit der Invasion des Landes durch russisches Militär bereits fast vier Monate wütet. Die Kosten des Krieges sind unvorstellbar und betreffen den Verlust von Menschenleben und Existenzen, die Vertreibungen, die Verstöße gegen die Menschenrechte und die Menschenwürde und die Missachtung des humanitären Völkerrechts. Die globalen Auswirkungen auf die Lebensmittelpreise und die Ernährungssicherheit sind besorgniserregend.

Der Rat weist auf die globalen Auswirkungen dieses Krieges in der Ukraine hin, fordert aber auch mehr Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit in anderen weltweiten Konflikten, z. B. in Kamerun, Kolumbien, der Demokratischen Republik Kongo, Äthiopien, Haiti, Myanmar, Nigeria, Südsudan, Sri Lanka, Syrien und Jemen. Diese Auseinandersetzungen werden weiterhin mit großer Härte geführt und verursachen massive Verluste von Menschenleben, Vertreibungen und humanitäre Krisen. Der Rat zeigt sich zutiefst besorgt über die ständig zunehmende Verbreitung von Waffen, die Konflikte in signifikanter Weise eskalieren lässt und in zahlreichen Ländern besonders in Afrika, Asien und Lateinamerika zu immer mehr Unsicherheit führt.

Der Rat erinnert an die Erklärung über Frieden und Gerechtigkeit, die auf der LWB-Vollversammlung 1984 in Budapest, Ungarn angenommen wurde und in der es heißt: „...sind wir der Überzeugung, dass Friede der Wille Gottes für die gesamte Schöpfung ist. Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein. Es kann keinen dauerhaften Frieden geben, solange Ungerechtigkeit herrscht, Menschen verhungern oder wegen ihres Glaubens, ihrer Weltanschauung, Rasse, ihrer Geschlechtszugehörigkeit oder ethnischen Herkunft unterdrückt, verfolgt oder diskriminiert werden.  Soziale und wirtschaftliche Ungerechtigkeit sowie ideologische Gegensätze sind die Wurzeln vieler Befreiungskriege. Es gibt keinen Frieden ohne Gerechtigkeit und keine Gerechtigkeit ohne Frieden...“

Wie auch im Fall des Krieges in der Ukraine ist der Rat über die geschlechtsspezifischen Dimensionen gewalttätiger Konflikte und deren Auswirkungen auf Frauen und Kinder entsetzt, die besonders Opfer von sexualisierter und geschlechtsspezifischer Gewalt und Menschenhandel sind.

Der Rat steht in Solidarität und mit Gebeten an der Seite aller Menschen, die in dieser Region vom Krieg betroffen sind. Das gilt besonders für die mehr als 15 Millionen Menschen, die bereits vertrieben wurden. Wir trauern mit den Familien der Tausenden von Menschen, die ihr Leben verloren haben.

Der Rat ist ebenfalls bekümmert über die Fälle von Diskriminierungen gegen nicht-europäische Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine fliehen. Der Rat verabscheut und verurteilt alle Fälle ethnischer Diskriminierungen als Verletzung der Menschenwürde, der Menschenrechte und des menschlichen Anstands. In Kriegszeiten müssen alle zusammenhalten, die Würde schützen und „den Fremden willkommen heißen.“

Der Rat anerkennt und dankt Gott für die Dienste und das Zeugnis der lutherischen Kirchen in der Ukraine, in den Nachbarländern, andernorts in der Region und überall auf der Welt, die für Millionen von Menschen, die durch den Krieg betroffen sind, humanitäre Hilfe leisten, sie schützen und seelsorgerisch unterstützen und begleiten.

Der Rat fordert:

  • Ein Ende des Krieges in der Ukraine und den sofortigen Rückzug des russischen Militärs aus der Ukraine.
  • Nachdrücklichere Initiativen der internationalen Gemeinschaft zur Bewältigung von Konflikten und Krisen in anderen Teilen der Welt, auch durch gemeinsame humanitäre Hilfe und Friedensarbeit.
  • Höhere Investitionen der internationalen Gemeinschaft in die Entwicklung und Unterstützung friedlicher Mittel einschließlich Mediation zur Verhinderung und Überwindung von Konflikten.
  • Gebete und Arbeit der LWB-Mitgliedskirchen für Frieden und Gerechtigkeit in allen Gemeinschaften und Regionen der Welt.
  • Verstärkte Initiativen der Kirchen, Regierungen und sonstiger gesellschaftlicher Gruppierungen für den Schutz von Frauen und Kindern und die Verhinderung sexualisierter und geschlechtsspezifischer Gewalt besonders im Kontext von Konflikten.

Der LWB-Rat ist das höchste Entscheidungsgremium des LWB zwischen den Vollversammlungen. Er besteht aus dem Präsidenten, dem Vorsitzenden des Finanzausschusses und 48 Mitgliedern aus LWB-Mitgliedskirchen in sieben Regionen. Das derzeitige Leitungsgremium wurde auf der Zwölften Vollversammlung im Mai 2017 in Windhoek, Namibia, gewählt. Die diesjährige Ratstagung findet vom 9. bis 14. Juni im Ökumenischen Zentrum in Genf statt.

Deutsche Übersetzung: Detlef Höffken, Redaktion: LWB/A. Weyermüller (Quelle: www.lutheranworld.org, 14. Juni 2022)