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Ukraine: Reformationsjubiläum in der Ukraine

12. Oktober 2017
Obwohl die Ukraine mehrheitlich orthodox ist, wird auch dort das Reformationsjubiläum gefeiert. So organisierte die Universität von Odessa Ende September eine Konferenz zum Thema „Reformation und die moderne Welt (Philosophie, Theologie, Wissenschaft)“. Die Teilnehmer diskutierten dabei über interkonfessionellen Dialog, Toleranz, Ökumene, das Verhältnis von Wissenschaft und Religion, den Einfluss der Reformation auf die moderne Gesellschaft und die Teilnahme religiöser Organisationen am Transformationsprozess in der Ukraine. Im Mittelpunkt stand die Präsentation der Übersetzung der „Vorlesungen zur Geschichte des christlichen Denkens“ des prominenten protestantischen Theologen Paul Tillich. Das Buch war bereits in den 1970er Jahren in Odessa von einem bekannten orthodoxen Theologen übersetzt worden, wurde aber erst kürzlich publiziert. Die Konferenzteilnehmer sprachen sich dafür aus, den interkonfessionellen Dialog weiterzuführen und die Konferenz in ein permanentes Forum umzuwandeln, das jährlich in Odessa stattfinden sollte.

Die Konferenz ist eine von vielen Veranstaltungen, die zum Reformationsjubiläum in der Ukraine stattfinden. Präsident Petro Poroschenko hat mit einem Erlass das Jahr 2017 offiziell zum „Jahr der Reformation“ ernannt und so das ganze Land in die Feierlichkeiten einbezogen. Eine eigene Website informiert über Veranstaltungen und sammelt Materialien zur Reformation allgemein und in der Ukraine.

So beherbergt momentan die Abteilung für alte Drucke und seltene Ausgaben der ukrainischen Nationalbibliothek eine Ausstellung mit Büchern aus der Zeit Martin Luthers. Es wird eine Reihe Ausgaben von Luther, seinen Mitstreitern und seinen Gegnern gezeigt, die unter anderem die Verbindung zwischen der Reformation und dem Buchdruckboom demonstrieren. Zudem sind frühe Darstellungen Luthers und Philipp Melanchthons und karikaturistische Stiche der Reformatoren aus alten Drucken sowie seltene Ausgaben der Lutherbibel zu sehen.

Für den 31. Oktober ist in der Oper in Odessa ein Konzert geplant, das dem Publikum die Geschichte der Reformation in der Ukraine und der ganzen Welt näherbringen soll. Schon am 17. September hatten auf den Straßen Kiews evangelische Christen das Reformationsjubiläum gefeiert. Zu den Feierlichkeiten sollen sich 200‘000 Menschen versammelt haben. Von den rund 45 Mio. Einwohnern der Ukraine sind nur zwei Prozent Protestanten. (NÖK)