Vatikan schweigt zum Treffen von Papst Franziskus mit Metropolit Epifanij
Papst Franziskus hat am 13. Dezember das Oberhaupt der Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU), Metropolit Epifanij (Dumenko), im Vatikan empfangen. Dies war zwar nicht das erste Zusammentreffen der beiden Kirchenführer, da Metropolit Epifanij den Papst bereits im Januar 2023 als Mitglied einer Delegation des Allukrainischen Rats der Kirchen und religiösen Organisationen in Rom getroffen hatte, doch war dies das erste bilaterale Treffen. Während ukrainische kirchliche Medien das Treffen daher ausführlich kommentierten, schwieg der Vatikan zu der Zusammenkunft. Weder die Pressestelle des Hl. Stuhls vermerkte für den 13. Dezember das Treffen mit Epifanij, noch berichtete Radio Vatikan darüber, und auch das Dikasterium zur Förderung der Einheit der Christen ging nicht auf die Zusammenkunft von Kardinal Kurt Koch und Metropolit Epifanij am gleichen Tag ein.
Ein Grund für das Schweigen des Vatikans zu dem Treffen dürfte dessen langjährige Praxis sein, offizielle Treffen mit Vertretern orthodoxer Kirchen mit unklarem kanonischem Status zu vermeiden, um nicht den Eindruck zu erwecken, dass Rom deren Kanonizität anerkennt. Bis zu ihrer Anerkennung durch die anderen orthodoxen Kirchen 2022/23 bemühte sich beispielweise die Makedonische Orthodoxe Kirche, die innerhalb der Gesamtorthodoxie als schismatisch galt, jahrzehntelang vergeblich um offizielle Treffen mit Vertretern des Vatikans. Bei der OKU ist der Fall anderes gelagert, da sie von vier orthodoxen Kirchen (Konstantinopel, Alexandrien, Griechenland und Zypern) als kanonische Kirche anerkannt wird, während die anderen orthodoxen Kirchen die Autokephalie der OKU ablehnen, bzw. sich nicht dazu äußern. Dieser neue Fall sowie die guten Beziehungen zwischen dem Vatikan und dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel dürften den Besuch von Epifanij ermöglicht haben. Doch gleichzeitig spielte der Vatikan durch sein Schweigen den Besuch herunter, um nicht die Beziehungen zu den anderen orthodoxen Kirchen zu gefährden.
Die Russische Orthodoxe Kirche schwieg zu dem Treffen von Papst Franziskus und Metropolit Epifanij. Lediglich einzelne Stimmen aus dem weiteren kirchlichen Umfeld kritisierten den Empfang von Epifanij im Vatikan. So erklärte der Fernsehsender Tsargrad TV, dass „der Pontifex die Maske des Friedensstifters fallen ließ, und der Vatikan die Zerstörung der kanonischen Orthodoxie in der Ukraine unterstützte“.
Metropolit Epifanij selbst würdigte das Treffen mit dem Papst und dankte ihm für seinen „ständigen Aufruf zum Gebet für den Frieden in der Ukraine, der sich an die Katholiken in aller Welt und an alle Gläubigen richtet. Denn wir glauben, dass das Gebet, das täglich von Millionen von Christen auf der ganzen Welt angeboten wird, eine große geistliche Kraft hat. Gott erhört diese Gebete und hilft.“ Der ukrainische Botschafter beim Hl. Stuhl, Andrij Jurasch, schrieb auf dem Kurznachrichtendienst X, es habe sich um ein „unglaublich herzliches“ Treffen gehandelt. (NÖK)