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Ukraine: Mehrheit der Ukrainer gegen eine Staatskirche

03. Mai 2018
Mehr als die Hälfte der Ukrainer (56 Prozent) lehnt die Idee einer Staatskirche ab. Nur gerade 12,4 Prozent hätten gern eine Staatskirche, die über eine privilegierte Position verfügen und durch eine Kirchensteuer finanziert würde. 38 Prozent der Unterstützer sähen in dieser Rolle die Ukrainische Orthodoxe Kirche–Kiewer Patriarchat (UOK–KP), 22 Prozent eine vereinigte autokephale orthodoxe Kirche und je 8 Prozent die Ukrainische Orthodoxe Kirche-Moskauer Patriarchat (UOK–MP) und die Ukrainische Griechisch-Katholische Kirche (UGKK). Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des Razumkov-Zentrums.

Von den Gegnern der Idee einer Staatskirche begründet rund die Hälfte (42 Prozent) dies mit dem Recht auf Religionsfreiheit und der Sorge vor Diskriminierung anderer religiöser Organisationen. 38 Prozent sind der Meinung, die Ukraine sei historisch gesehen ein multikonfessioneller Staat und die Bevorzugung einer Kirche würde zu gesellschaftlichen Spannungen führen. Zudem finden 42,6 Prozent der Befragten, dass die Trennung der Kirche vom Staat und der Schule für die Demokratie und das Recht auf Religionsfreiheit unabdingbar seien. Anderer Meinung sind 29 Prozent der Ukrainer.

Insgesamt betrachtet sich die große Mehrheit der Ukrainer als gläubig, nämlich 71,7 Prozent, während es nur 7,7 Prozent Nichtgläubige und Atheisten im Land gibt. Wie schon in früheren Umfragen sind die Menschen in der Westukraine am religiösesten (90 Prozent), während sie im Zentrum (70 Prozent), Süden (59 Prozent) und Osten (63 Prozent) weniger gläubig sind. Religion ist zwar für 58,2 Prozent der Befragten wichtig, doch nur 13,1 Prozent besuchen wöchentlich die Kirche. Bei der Aufzählung von Prioritäten im Leben der Ukrainer landet Religion hinter der Familie (die 99 Prozent als wichtig erachten), materieller Sicherheit, Ehrlichkeit und Ordentlichkeit, Freunden, Hobbys und gesellschaftlichem Erfolg.

Im untersuchten Zeitraum seit 2010 ist der Anteil Gläubiger, die sich zur UOK–KP bekennen, kontinuierlich gestiegen und liegt heute bei 28,7 Prozent der Befragten, im Vergleich zu 15,1 Prozent 2010. Währenddessen ist der Anteil der Gläubigen der UOK–MP von 23,6 auf 12,8 Prozent gesunken. Noch immer bezeichnen sich viele Ukrainer als „einfach orthodox“, so war es in der aktuellen Umfrage bei jedem Vierten. Einen deutlichen Zuwachs verzeichnet die UGKK mit 9,4 Prozent im Vergleich zu 7,1 Prozent in früheren Umfragen.

Die Resultate der soziologischen Untersuchung „Besonderheiten der religiösen und kirchlich-religiösen Selbstdefinierung der ukrainischen Bürger: Tendenzen 2010–2018“ wurden am 26. April 2018 vorgestellt. Die Umfrage wurde vom 23. bis 28. März 2018 in der ganzen Ukraine mit Ausnahme der Krim und den umkämpften Gebieten in den ostukrainischen Provinzen Donezk und Luhansk durchgeführt, befragt wurden 2016 Ukrainer über 18 Jahre. (NÖK)