Estland: Kirchen gegen geschlechtsneutralen Ehebegriff
In Estland fanden im Frühjahr 2023 intensive parlamentarische sowie gesellschaftliche Debatten über die Änderung der Familiengesetzgebung statt, die zwei volljährige Personen unabhängig vom Geschlecht das Heiraten ermöglichen sollte. Der Rat Estnischer Kirchen hat am 12. Juni 2023 eine Botschaft zur Unterstützung der klassischen Ehe veröffentlicht. Darin wird betont, dass es keine Beispiele in der Heiligen Schrift gebe, die darauf hindeuteten, dass gleichgeschlechtliche Partnerschaften als Ehe bezeichnet werden könnten. „Gerade aufgrund unseres Glaubens sind wir davon überzeugt, dass sich gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften von der Ehe zwischen einem Mann und einer Frau unterscheiden, und wir lehnen daher jeden Versuch ab, das Gesetz zu ändern, um die rechtliche und inhaltliche Bedeutung der Ehe als Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau zu verwischen oder zu verletzen“, steht in dem von zehn kirchenleitenden Personen unterzeichneten Text.
In einem Artikel für das Nachrichtenportal Delfi warnte Erzbischof Urmas Viilma von der Estnischen Evangelisch-Lutherischen Kirche, dass die geplante Änderung des Familienrechts die gesamte Gesellschaft spalten und in einen tiefen Wertekonflikt führen könne. „Für einen großen Teil der Gesellschaft wirkt die Änderung der Bedeutung der Ehe […] wie ein gewaltsam aufgezwungenes ausländisches Wertemodell.“
Nachtrag: Am 20. Juni 2023 verabschiedete das estnische Parlament Riigikogu die entsprechenden Änderungen im Familiengesetz. Das Gesetz wird am 1. Januar 2024 in Kraft treten. (Quelle: www.gustav-adolf-werk.de, 12. Juni 2023)