Lettland: Präsident will orthodoxe Kirche vom Moskauer Patriarchat trennen
Der lettische Präsident Egils Levits hat einen Gesetzesentwurf vorgestellt, der aus der orthodoxen Kirche in Lettland eine autokephale Kirche machen soll. Bisher bildet diese eine selbstverwaltete Kirche innerhalb der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) und untersteht daher dem Moskauer Patriarchat. Mit der Änderung des Gesetzes über die Lettische Orthodoxe Kirche soll diese von der ROK völlig unabhängig werden.
Den Status einer autokephalen Kirche habe die Lettische Orthodoxe Kirche aufgrund des Tomos des damaligen russischen Patriarchen Tichon von 1921 schon einmal gehabt, erklärte Präsident Levits in seiner Ankündigung. Mit der Gesetzesänderung „wird jeder Einfluss oder Macht über unsere orthodoxe Kirche durch den Patriarchen von Moskau verhindert“, heißt es in der Ankündigung weiter. Der Abbruch aller Verbindungen zum Moskauer Patriarchat sei zentral für die orthodoxe Gemeinschaft, die ganze lettische Gesellschaft und die nationale Sicherheit. Im „unabhängigen und demokratischen Staat“ Lettland brauche die orthodoxe Gemeinschaft ihre eigene autonome und unabhängige Kirche.
In seinen Gesprächen mit allen Fraktionen im lettischen Parlament sei die Unterstützung für seine Initiative zum Ausdruck gekommen, erklärte der Präsident weiter. Auch mit relevanten staatlichen Stellen und Sicherheitsbehörden habe er seine Initiative diskutiert und alle seien sich einig, dass die Angelegenheit zügig vorangetrieben werden sollte. Daher habe er das Parlament gebeten, den Entwurf im Eilverfahren zu behandeln. Die orthodoxe Kirche sei über den Gesetzesentwurf informiert worden.
Die ROK kritisierte die Initiative als Einmischung der Behörden in die Angelegenheiten der orthodoxen Kirche in Lettland. Damit kehre Lettland zu den Verhaltensweisen der „Diktatur“ der 1920er Jahre zurück, als auf die orthodoxe Kirche im Land „starker politischer und polizeilicher Druck“ ausgeübt worden sei, damit sie sich von der ROK trenne und dem Patriarchat von Konstantinopel anschließe, sagte Erzpriester Nikolaj Balaschov, ein Berater des russischen Patriarchen Kirill, gegenüber der Nachrichtenagentur Interfax. Er betonte, dass der Hl. Synod der ROK 1992 die Selbstständigkeit der Lettischen Orthodoxen Kirche in allen Fragen der inneren Administration bestätigt habe. (NÖK)