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Polen: Bischöfe erinnern an deutsch-polnische Versöhnung

14. September 2017
Angesichts der Forderung der polnischen Regierung nach deutschen Reparationszahlungen hat die Polnische Bischofskonferenz vor einer „Zerstörung“ des historisch gewachsenen Vertrauens zwischen den beiden Ländern gewarnt. Die aktuelle Debatte um polnische Entschädigungsforderungen an Deutschland für die im Zweiten Weltkrieg verursachten Zerstörungen drohe „das über Jahre hinweg angesammelte Kapital der gegenseitigen Beziehungen [...] aufgrund oberflächlicher Intrigen und kurzfristiger politischer Vorteile“ zu verspielen. Demgegenüber rufen die Bischöfe die verantwortlichen polnischen Politiker auf, die internationalen Beziehungen „unter Berücksichtigung der bereits hinter uns liegenden Aussöhnungsarbeit“ aufzubauen und sich für um eine „friedliche Zukunft unserer Völker“ zu bemühen.

Der von der Gruppe für Kontakte mit der Deutschen Bischofskonferenz am 8. September veröffentlichte Appell erinnert an die beispielhafte Versöhnungsarbeit in den deutsch-polnischen Beziehungen in den letzten 50 Jahren. Zur Sprache kommen dabei sowohl der Hirtenbrief der polnischen Bischöfe an ihre deutschen Amtsbrüder vom 18. November 1965 mit der denkwürdigen Botschaft „Wir vergeben und bitten um Vergebung“ als auch die Worte von Helmut Kohl in Krzyżowa (Kreisau), als er zwei Tage nach dem Fall der Berliner Mauer explizit die deutsch-polnische Versöhnung erwähnte. Dankbar wird auch an die deutsche „sehr konkrete materielle und moralische“ Hilfe in den Jahren des Kriegsrechts (1981–1983) erinnert, „als sich unser Land am Rande einer humanitären Katastrophe befand“. Außerdem werden die jüngsten Begegnungen von polnischen und deutschen Jugendlichen anlässlich des Weltjugendtags 2016 in Krakau sowie Papst Franziskus’ Appell an einen „Stil einer Politik für den Frieden“ hervorgehoben.

Erzbischof Ludwig Schick von Bamberg, Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, dankte den polnischen Mitgliedern der deutsch-polnischen Kontaktgruppe für den öffentlichen Appell: „Er ist für uns deutsche Bischöfe Ermahnung und Aufforderung, ebenfalls an das gemeinsame Erbe der Aussöhnungs- und Friedensbemühungen seit den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts zu erinnern. Als katholische Kirche in Polen und Deutschland ist es seit Jahrzehnten unser Anliegen, Versöhnung und Frieden zwischen Polen und Deutschland zu fördern. Wir haben dabei gute Fortschritte gemacht. Immer wieder bescheinigen uns Politiker, dass die Kirchen der Politik im Friedensprozess unserer Nationen vorangegangen sind. Wir haben deshalb jetzt die Pflicht und das Recht darauf hinzuweisen, dass diese Errungenschaften nicht aufs Spiel gesetzt werden dürfen, sondern fortgesetzt werden müssen.“ Die Polnische und die Deutsche Bischofskonferenz arbeiten seit 1995 in einer Kontaktgruppe zusammen, die sich neben kirchlichen Fragen auch mit Initiativen zur Vertiefung der deutsch-polnischen Versöhnung befasst.

Mitglieder der polnischen Regierung haben sich in den vergangenen Wochen immer wieder für Reparationsforderungen an Deutschland ausgesprochen. Laut einem – von einem Abgeordneten der nationalkonservativen Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) in Auftrag gegebenen – Gutachten des polnischen Parlaments ist die Erklärung der polnischen Regierung aus dem Jahr 1953 über den Verzicht der Reparationen verfassungswidrig gewesen, weil sie auf Druck der Sowjetunion erfolgt sei und nur die DDR betroffen habe. Die deutsche Bundesregierung lehnt Reparationszahlungen an Polen ab und ließ über ihren Regierungssprecher erklären, dass Deutschland zu seiner Verantwortung für die unfassbaren Verbrechen während des Zweiten Weltkriegs stehe, es Reparationszahlungen an Polen geleistet habe und weiterhin Zahlungen für die Folgen des NS-Unrechts leiste. „Es gibt für die Bundesregierung gar keinen Anlass, an der völkerrechtlichen Wirksamkeit des Reparationsverzichts von 1953 zu zweifeln“, so Regierungssprecher Steffen Seibert.

Regula Zwahlen