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Polen: Amtsverzicht eines polnischen Bischofs wirft Fragen auf

03. November 2023

Bischof Grzegorz Kaszak von Sosnowiec ist von seinem Amt zurückgetreten. Ein Grund dafür wurde nicht genannt, doch im September hat ein Skandal um einen Callboy in einer Priesterwohnung die Diözese erschüttert. Kaszak bat in einem Schreiben an die Gläubigen und Geistlichen seiner Diözese „um Vergebung meiner menschlichen Begrenztheit“. Sollte er jemanden beleidigt oder etwas vernachlässigt haben, tue ihm das sehr leid. Papst Franziskus hat den Rücktritt, um den ihn Kaszak am 29. September gebeten hatte, am 24. Oktober akzeptiert. Als Übergangsverwalter wurde der Erzbischof Adrian Galbas von Katowice ernannt.

Laut Medienberichten soll in der Wohnung eines Priesters ein Callboy ohnmächtig geworden sein, worauf einer von drei beteiligten Priestern den medizinischen Notdienst gerufen hatte, dessen Sanitäter die Polizei riefen, als ihnen kein Einlass gewährt wurde. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun wegen unterlassener Hilfeleistung für einen bewusstlosen Mann. Bischof Kaszak hatte eine Untersuchung des Falls angeordnet und den Priester, dem die Wohnung gehörte, suspendiert.

Die unterlassene Hilfeleistung ist laut Monika Chomątowska von der katholischen Zeitschrift Więż der größere Skandal als die von den Medien ausgeschlachtete „Sexorgie“ der Priester: „Die Geistlichen […] haben offenbar beschlossen, es sei besser, die Gesundheit oder das Leben eines Mannes aufs Spiel zu setzen, damit die Nothelfer und später wahrscheinlich die Medien und die Öffentlichkeit nicht herausfinden, dass die Veranstaltung in einem Pfarrhaus stattfand und Priester beteiligt waren. Für die Teilnehmer der Sexparty war der gute Ruf des Klerus, die Vermeidung eines Skandals, wichtiger als die Gesundheit und das Leben des Mannes.“ Chomątowska zufolge verweist dies auf das grundsätzliche moralische Problem des „unter den Teppich Kehrens“ im kirchlichen Umfeld, das man nur zu gut von den Missbrauchsskandalen her kenne.

Laut dem Philosophieprofessor und katholischen Priester Andrzej Kobylinski war dies nicht der erste Sittenskandal des Klerus in der südpolnischen Diözese, die Kaszak seit 2009 leitete. Unter anderem wurde 2010 das Priesterseminar geschlossen, nachdem der damalige Rektor des sexuellen Missbrauchs von Priesteranwärtern beschuldigt worden war. Seiner Ansicht nach erlaubt der von Papst Franziskus akzeptierte Rücktritt nun die Suche nach Antworten auf Fragen wie die, warum Bischof Grzegorz Kaszak jahrelang unantastbar war, welche Informationen aus Sosnowiec die Apostolische Nuntiatur in Rom erreichten und welche Informationen die römischen Dikasterien hatten.

Regula Zwahlen