Polen: Erstmals ökumenische Weihnachtsfeier im polnischen Parlament
Im polnischen Seim hat die Weihnachtsfeier erstmals in einem ökumenischen Format stattgefunden. An dem Treffen am 21. Dezember nahmen der römisch-katholische Erzbischof von Warschau, Kardinal Kazimerz Nycz, der leitende Bischof der Evangelisch-Augsburgischen Kirche Jerzy Samiec, Priester Jerzy Lewczak von der Polnischen Autokephalen Orthodoxen Kirche und der römisch-katholische Parlamentsseelsorger Priester Andrzej Sikorski teil.
Szymon Hołownia, Präsident der Partei Polska 2050 und seit Mitte November Sejmmarschall, hatte den Wandel angekündigt. Bisher hatte am traditionellen parlamentarischen „Oblatentreffen“ nur Kardinal Nycz Weihnachtsoblaten gesegnet und an die Parlamentarier verteilt, was er auch diesmal tat. Er dankte Hołownia für die Einladung des lutherischen und des orthodoxen Geistlichen, weil dies die Universalität der Kirche zeige.
Am 12. Dezember war es im Sejm zu einem Skandal gekommen, als Grzegorz Braun, Abgeordneter und Vorsitzender der monarchistischen und rechtsextremen Partei Konföderation der Polnischen Krone, den Chanukkaleuchter, der anlässlich des jüdischen Lichterfests Chanukka in der Lobby des Parlaments aufgestellt war, mit einem Feuerlöscher ausgelöscht hatte. Dieser antisemitische Akt ist von christlichen Geistlichen sofort scharf verurteilt worden. Kardinal Grzegorz Ryś, Vorsitzender des Dialogkomitees der Bischofskonferenz mit dem Judentum, erklärte: „Im Zusammenhang mit dem Vorfall im Sejm, den sich Grzegorz Braun erlaubt hat, der Chanukka-Kerzen löschte und erklärte, dass er sich nicht für das schämt, was er getan hat, erkläre ich, dass ich mich schäme und mich bei der gesamten Jüdischen Gemeinschaft in Polen entschuldige.“ Der lutherische Bischof Jerzy Samiec wandte sich in einem öffentlichen Brief an den Oberrabbiner Polens, Michael Schudrich, in dem er seine Solidarität und Scham darüber zum Ausdruck brachte, dass so etwas in einem christlichen Land geschehen konnte. Braun wurde vorübergehend von den Parlamentssitzungen ausgeschlossen und mit einer Buße bestraft.
Regula Zwahlen