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Polen: Bischöfe mit größerer Offenheit für „Amoris laetitia“

14. Juni 2018
Die polnischen Bischöfe haben neue Richtlinien für das Ehe- und Familienleben im Blick auf das Papstdokument „Amoris laetitia“ herausgegeben und dafür Lob in westlichen liberalen katholischen Medien wie dem Londoner Tablet erhalten. In dem von der Bischofskonferenz auf der Plenartagung am 8. Juni 2018 veröffentlichten Text wird „Mitgefühl, Heilung und Ermutigung für geschiedene und wiederverheiratete Katholiken“ betont. Dabei wird allerdings eine Präzision dazu vermieden, ob Wiederverheiratete die Kommunion empfangen können. Gefordert wird aber, dass die Stichworte des von Papst Franziskus veröffentlichten nachsynodalen Schreibens – Annahme, Begleitung, Unterscheidung und Integration – in die Familienseelsorge aufgenommen werden.

Dies stellt eine Abkehr von einem früheren Entwurf des Dokuments der Bischofskonferenz dar, der noch betont hatte, dass geschiedene und wiederverheiratete Katholiken die Sakramente nicht empfangen könnten, weil ihr „Lebenszustand objektiv der Liebesgemeinschaft zwischen Christus und der Kirche widerspricht, die von der Kirche in der Eucharistie besiegelt und in Wirkung gesetzt wird.“ Es ist auch ein anderer Ton als der des Vorsitzenden der Polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Stanisław Gądecki, der vor zwei Jahren die These aufgestellt hatte, dass die Angelegenheit nicht innerhalb von zwei Minuten oder auch wenigen Jahren in einem Beichtstuhl gelöst werden könne und es für Betroffene deshalb keine Kommunionzulassung gebe.

In den neuen Richtlinien zeigen die Bischöfe, dass sie mit Franziskus in Einklang kommen wollen. Sie argumentieren, dass das Dokument des Papstes frühere Interventionen des kirchlichen Lehramtes über Ehe und Familie „vervollständigt und aktualisiert“ und „keineswegs die Lehre seiner Vorgänger untergräbt“. „Die Stichworte des Pontifikats sind Zärtlichkeit und Nähe“, betonen die Bischöfe. „In der barmherzigen und mitfühlenden Liebe – unter anderem für die Armen, Migranten, Ehepartner und andere Familienmitglieder – sieht Franziskus das grundlegende Kriterium, die Glaubwürdigkeit der Kirche und ihrer Aktivitäten zu überprüfen.“ Die Unterscheidung, so die Argumentation der Bischöfe, sei entscheidend und solle dazu beitragen, dass ein Mensch tiefer in die Kirche integriert werde und gleichzeitig „auf dem Weg des Glaubens Fortschritte macht“.

Die Bischöfe betonen, dass Franziskus die Idee der „Gradualität“ weiterentwickelt habe, die Papst Johannes Paul II. in seinem Familiendokument „Familiaris consortio“ begründet habe. Und Franziskus folge auch dem polnischen Papst, argumentieren die Bischöfe, indem er „die Komplexität der Situation der geschiedenen Gläubigen“ und die „unzähligen unterschiedlichen Situationen von Menschen, die geschieden sind und neue zivile Vereinigungen geschlossen haben“ anerkenne.

Die polnischen Bischöfe betonen jedoch auch, dass jeder, der in zweiter Ehe die Sakramente empfangen will, sich darum bemühen sollte, die erste Ehe annullieren zu lassen und „Verständnis“ denen gegenüber zeigen solle, die „voll und ganz am Abendmahl teilnehmen“ wollten und deshalb „als Bruder und Schwester“ zusammenlebten.

Während der beiden Bischofssynoden über Ehe und Familie 2014 und 2015 hatten die polnischen Bischöfe stets betont, dass für sie weiterhin die Aussagen von Johannes Paul II. maßgeblich seien und sich damit gegen Bestrebungen um eine vorsichtige Öffnung gewandt. Papst Franziskus hatte in einer Fußnote seines nachsynodalen Apostolischen Schreibens „Amoris laetitia“ von 2016 erklärt, wiederverheiratete Geschiedene könnten „in gewissen Fällen“ die „Hilfe der Sakramente“ in Anspruch nehmen. Nach einer heftigen Debatte über die Interpretation dieser Stelle erklärte der Papst die Auslegung einiger argentinischer Bischöfe für verbindlich, die einen Kommunionempfang von wiederverheirateten Geschiedenen im Einzelfall zulassen, sich jedoch gegen eine zu laxe Praxis wenden. (Quelle: Katholische Nachrichtenagentur Kathpress, www.kathpress.at)