Polen: Christliche Theologische Akademie bezieht eigenes Gebäude
Am 4. Oktober 2018 bezog die Christliche Theologische Akademie in Warschau/Warszawa (ChAT) erstmalig ein eigenes Gebäude. Die Akademie war im Jahr 1954 gegründet worden, nachdem die kommunistischen Machthaber Theologische Fakultäten an der staatlichen Warschauer Universität verboten. Jahrzehntelang nutzte sie Räume der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen – zuerst im evangelischen Pflegeheim Tibia in Achylie (heute Konstancin-Jeziorna), später im Gebäude des Konsistoriums. Nun stellt der Staat der Akademie erstmalig ein Gebäude zur Verfügung, die Adresse lautet: ul. Broniewskiego 48, 01-771 Warszawa.
Die Christliche Theologische Akademie ist eine staatlich anerkannte Ausbildungsstätte unter kirchlicher Aufsicht für die Studiengänge Theologie, Pädagogik und Soziale Arbeit. Theologie kann man an drei verschiedenen Sektionen studieren: einer orthodoxen Sektion, einer altkatholischen und einer evangelischen Sektion. An letzterer studieren Lutheraner, Reformierte, Baptisten, Methodisten, Pfingstler und Adventisten. Trotz der konfessionell getrennten theologischen Studiengänge hat sich ein Klima der Ökumene und Toleranz etabliert. Lehrende und Studierende pflegen zumeist persönliche Beziehungen.
Die Eröffnungsfeier am 4. Oktober erinnerte zugleich an das 100-jährige Jubiläum der erneuten Unabhängigkeit Polens. Rektor Bogusław Milerski betonte in seiner Rede den multikulturellen und multikonfessionellen Charakter Polens durch die Geschichte hindurch und die Rolle der Hochschulen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Der Akademie komme eine besondere Bedeutung hinsichtlich der Überwindung ideologischer und religiöser Grenzen zu: „Die Akademie ist ein authentisches Laboratorium – denn hier studieren und arbeiten seit über 60 Jahren Vertreter verschiedener Glaubens- und Weltanschauungen unter einem Dach und bilden eine Gemeinschaft der versöhnten Vielfalt. Die Akademie schafft Pluralismus im theologischen und humanistischen Diskurs. Dieser Zugang verbindet uns mit der Politik der II. Republik Polens und ihrer Vorstellung von Polen als ein Gemeingut für alle Bürger.“ (Quelle: www.gustav-adolf-werk.de, 10. Oktober 2018)