Polen: Bischöfe entschuldigen sich bei Missbrauchsopfern
Die katholischen Bischöfe Polens haben sich bei Opfern sexuellen Missbrauchs durch Priester entschuldigt. „Wir entschuldigen uns bei Gott, den Opfern von Missbrauch, ihren Familien und der Kirchengemeinschaft für all das Leid, das Kindern, Jugendlichen und ihren Angehörigen zugefügt wurde“, heißt es in einer im Zuge der Plenarversammlung der Bischofskonferenz in Częstochowa (Tschenstochau) veröffentlichten Erklärung. Um Ursachen und Anzahl der Fälle einschätzen zu können, würden nun entsprechende Daten gesammelt, kündigten die Bischöfe an. Sie appellierten an Opfer, Fälle sexuellen Missbrauchs bei der Kirche und auch den staatlichen Behörden zu melden. Bestehende Präventionsinitiativen, um Missbrauch in der Kirche zu verhindern, sollen forciert werden.
„Traurig stellen wir fest, dass es auch in Polen Fälle gibt, in denen Kinder und Jugendliche von einigen Geistlichen und Kirchenvertretern sexuell missbraucht worden sind. Wir wiederholen mit Papst Franziskus: „Der Schmerz der Opfer und ihrer Familien ist auch unser Schmerz“, hielten die Bischöfe fest. Es gebe in der Bischofskonferenz den klaren Willen gegen derartige „Sünden und Verbrechen“ mit konkreten Handlungsschritten anzukämpfen. Jedem Hinweis auf mögliche Straftaten solle nachgegangen werden und im Falle der Bestätigung von Verdachtsmomenten „der Heilige Stuhl und die Staatsanwaltschaft informiert“ werden.
„Wir möchten, dass die kirchlichen Gemeinschaften sichere Orte für Kinder und Jugendliche sind, und dass ihre Sicherheit zu einer Priorität für die ganze Gesellschaft wird“, hob die Bischofskonferenz hervor. 2017 wurde ein eigener Gedenktag der polnischen Kirche für Opfer sexuellen Missbrauchs jeweils am ersten Freitag in der Fastenzeit eingeführt.
Präsentiert wurde die Erklärung am 19. November 2018 vom polnischen Primas, Erzbischof Wojciech Polak von Gniezno, und dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Erzbischof Stanisław Gądecki von Poznań. Das Dokument unterstreiche den entschiedenen Willen der Kirche, gegen das Problem des Missbrauchs zu kämpfen, erklärten sie bei der Pressekonferenz. Kirchliche Präventionssysteme müssten künftig wirksamer werden. Darüber bestehe unter den polnischen Bischöfen volle Einstimmigkeit, sagte Gądecki. In Kürze soll es dazu ein eigenes Programm für Diözesen und Ordensgemeinschaften geben.
Erzbischof Gądecki verwies u.a. auf Vorgaben aus dem Jahr 2011 zur Verfolgung und Bestrafung von Missbrauchstätern aus dem kirchlichen Bereich, die auch eine Zusammenarbeit mit den staatlichen Strafverfolgungsorganen vorsähen. Seit 2014 bestehe zudem ein vom Missbrauchsbeauftragten der Polnischen Bischofskonferenz, dem Jesuit Adam Żak, geleitetes Kinderschutz-Zentrum. In allen Diözesen gebe es Missbrauchsbeauftragte, an die sich Betroffene wenden könnten. Das Kinderschutz-Zentrum organisiere auch Schulungen für den Diözesan- und Ordensklerus, die durch Bewusstseinsbildung präventiv dazu beitragen sollen, Kinder und Jugendliche vor sexuellem Missbrauch zu schützen.
Sexueller Missbrauch an Minderjährigen stelle ein ernstes Problem in der polnischen Gesellschaft dar, fügte Erzbischof Gądecki hinzu. Es gebe diese „Sünde“ nicht nur im Umfeld der katholischen Kirche, erinnerte der Vorsitzende der Bischofskonferenz. Andere Institutionen aber verfügten weder über Missbrauchsbeauftragte noch Präventionsprogramme, so Gądecki. Freilich trage die Kirche als „moralische Autorität“ bei diesem Thema „besondere Verantwortung“.
In Polen löste zuletzt der Kino-Film „Kler“ („Klerus“) von Wojciech Smarzowski eine heftige Debatte über das Tabuthema Missbrauch durch Priester und den Einfluss der Kirche in Politik und Gesellschaft aus. Seit Ende September zog der Film rund fünf Millionen Menschen in die polnischen Kinos. (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)Elżbieta Adamiak zur Debatte um den Film „Klerus“ in Polen
Der Film "Klerus" hat in Polen Millionen Menschen in die Kinos gelockt und hitzige Debatten ausgelöst. Elżbieta Adamiak skizziert die laufende Diskussion zum Thema (sexueller) Missbrauch sowie die Maßnahmen dagegen in der katholischen Kirche in Polen.
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