Slowakei: Entschuldigung für Verbot der unierten Kirche 1950
Der slowakische Parlamentspräsident Boris Kollár hat sich offiziell für das Verbot der griechisch-katholischen Kirche vor 70 Jahren und für das den griechisch-katholischen Bürgern in der Folge zugefügte Leid entschuldigt. Die griechisch-katholische Kirche in der Tschechoslowakei war durch die von den Kommunisten erzwungene Synode von Prešov am 28. April 1950 in die orthodoxe Kirche eingegliedert und erst 1968 wieder zugelassen worden. Das amtierende Oberhaupt der griechisch-katholischen Kirche, Metropolit Ján Babjak von Prešov, hat den überfälligen Schritt dankend entgegengenommen.
Anlass für Kollárs Entschuldigung war die Enthüllung einer Gedenktafel für den griechisch-katholischen Bischof Pavel Peter Gojdič (1888–1960) im kommunistischen Lager Leopoldov. Der von Papst Johannes Paul II. (1978–2005) im Jahr 2001 seliggesprochene Eparch war nach dem Verbot seiner Kirche inhaftiert worden und im Gefängniskrankenhaus von Leopoldov nach langjährigem Martyrium an seinem 72. Geburtstag verstorben.
In seiner Ansprache erklärte Parlamentspräsident Kollár, die griechisch-katholische Kirche sei zwar rehabilitiert und es sei ihr auch ein Teil ihrer Besitztümer rückerstattet worden, sie sei aber „nie gesellschaftlich dergestalt rehabilitiert worden, dass sich Vertreter des Staats für diesen beispiellosen Schritt entschuldigt hätten“. Als Präsident des Nationalrats entschuldige er sich für das Verbot der Kirche und die Verfolgung ihrer Mitglieder durch das frühere Regime und darüber hinaus „bei allen slowakischen Bürgern, denen die Staatsmacht ihre Rechte entzogen, das Eigentum gestohlen, ihre Würde und das Wichtigste – das Leben – genommen hat“. Man müsse sich „auch den dunklen Momenten der Gesellschaft stellen und das Erbe den zukünftigen Generationen weitergeben“, so Kollár.
Erzbischof Babjak antwortete auf Kollárs Entschuldigung, eine solche hätte längst erfolgen sollen, „aber besser jetzt als nie“. Nun könne man „dieses Kapitel der Historie schließen“ und müsse es „nicht weiter öffnen“.
Die Enthüllung der Gedenktafel für den vor 60 Jahren im Gefängnis verstorbenen Bischof Gojdič nahm dessen derzeitiger Nachfolger gemeinsam mit Igor Rintel, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Zentralverbands der jüdischen Kultusgemeinden in der Slowakischen Republik, vor. Pavel Peter Gojdič sei ein Mensch gewesen, „der durch seine Taufe und sein Verhalten nicht nur das Interesse der Juden gewahrt“ habe – und dies nicht nur direkt, sondern auch, „indem er viele andere Menschen von der Mithilfe überzeugte“. (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)