Slowakei: Großwallfahrten wegen Corona in reduziertem Format
Der Juli ist in der Slowakei traditionell der Wallfahrtsmonat – was in Corona-Zeiten jedoch nur bedingt zutrifft. Statt den Massen-Wallfahrten, zu denen sich üblicherweise Zigtausende an den zentralen Heiligtümern des Landes versammeln, gab es Ersatzveranstaltungen für die Glaubens-Großevents, die dieses Jahr teils besonderen Jubiläen hätten gewidmet sein sollen. Viele Katholiken aus den Nachbarländern verfolgten die Feierlichkeiten aufgrund der Zugangsbeschränkungen via Livestream mit.
Besonders die Wallfahrt nach Levoča (Leutschau) war von den Einschränkungen empfindlich betroffen: Statt der halben Million Menschen aus der ganzen Slowakei und dem nahen Polen, die üblicherweise um den ersten Julisonntag auf den Marienberg in der Zips kommen, waren diesmal nur einige Dutzend zugelassen. Nachdem Ortsbischof Štefan Sečka die Pilger zuvor zum Daheimbleiben aufgerufen hatte, feierte der kurz zuvor zum Bischof geweihte neue Generalvikar der Diözese Spiš, Ján Kuboš, in der kleinen Basilika zur Heimsuchung der Jungfrau Maria mit ausgewählten Pilgern einen Gottesdienst, der landesweit im Fernsehen live übertragen wurde.
Besonders schmerzlich war die Absage der Wallfahrt nach Levoča, weil diesmal auch des Besuches des heiligen Papstes Johannes Paul II. vor 25 Jahren hätte gedacht werden sollen. Der als Hauptzelebrant vorgesehene Erzbischof von Lublin, Stanisław Budzik, äußerte Verständnis und musste nicht anreisen.
Mit größerer Beteiligung konnte die kleiner konzipierte Nationalwallfahrt nach Nitra am Festtag der heiligen Cyrill und Method am 5. Juli stattfinden. 2000 Menschen fanden sich auf dem weitläufigen Svätoplukplatz ein, wobei eine mobile App dafür sorgte, dass im abgezäunten Bereich nicht mehr als 1000 Personen auf den nach dem Schachbrettmuster aufgestellten Plastiksesseln Platz nahmen.
Ministerpräsident Igor Matovič saß mit Frau und jüngster Tochter auf nebeneinanderstehenden Sesseln. Mit Bezugnahme auf die mahnenden Worte gegen Korruption in der Predigt von Diözesanbischof Viliam Judák sagte Matovič, es sei richtig, sich „an die Vorfahren zu erinnern, in diesem Fall die beiden Glaubensboten, die einen Wertekompass erstellt haben“. Wenn der „Zeiger etwas zu zittern“ beginne, könne man „gerade an Orten wie diesen die Einstellung korrigieren und in dieser Richtung weitergehen“.
Am Ende des Gottesdienstes segnete Bischof Judák eine Sonderbriefmarke aus Anlass der Einsetzung des heiligen Method als „pannonischen und großmährischen Erzbischof“ vor 1150 Jahren. Die von den Brüdern aus Thessaloniki gelegten Fundamente seien „kein Artefakt, das wir einmal im Jahr abstauben“, sondern „weiterhin aktuelle Werte wie Toleranz, Wohlwollen, Verzeihen, gegenseitige Hilfe und selbstverständlich das Hochhalten der nationalen und christlichen Wurzeln“.
In ähnlichem Sinne äußerte sich Präsidentin Zuzana Čaputová, die am staatlich gebotenen Feiertag einem Gottesdienst in der Margarethenkirche in Bratislava beiwohnte. Es habe sie die dortige Predigt angesprochen, in der auf die Menschen hingewiesen wurde, „die nicht so sichtbar sind und die sich wegen ihrer Andersartigkeit an den Rand gedrängt oder unverstanden fühlen“.
Kleinere Wallfahrten wie jene nach Skalka nad Váhom, bei denen sowohl Bischof Kuboš als auch Bischof Judák Gottesdienste leiteten und predigten, konnten und können ohne nennenswerte Einschränkungen stattfinden. Die älteste Wallfahrt der Slowakei gilt den beiden Hauptpatronen der Diözese Nitra, den Eremiten Andreas (Gorazd, um 908–um 1030) und Benedikt (Benadik, ? –1034). Zustandegekommen ist auch die grenzüberschreitende Wallfahrt ins mährische Mikulčice am 5. Juli. Der vermutete Wirkungsort der heiligen Cyril und Method ist seit dem Oktober 2019 durch eine Fußgänger- und Fahrradbrücke über die March mit dem slowakischen Kopčany verbunden.
Weitgehend zum Erliegen gekommen ist hingegen der in der Slowakei bedeutende internationale Wallfahrtsbetrieb. So informiert das auf Međugorje spezialisierte Reisebüro Gospatravel auf seiner Website Interessenten, Pilgerfahrten nach Bosnien und Herzegowina seien zwar seit dem 16. Juli 2020 wieder erlaubt, jedoch mit so vielen Auflagen verbunden, dass man die ausgeschriebenen Fahrten bis auf Weiteres nicht durchführen werde. Stattdessen hat man das Angebot von Reisen nach Polen ausgeweitet.
Kein Risiko will die Kirche zu guter Letzt bezüglich der Nationalwallfahrt zur Mater Dolorosa nach Šaštín am 15. September eingehen. Diese setzt zwar nur Zehn- und nicht Hunderttausende in Bewegung, repräsentiert aber die von der katholischen Kirche betonte Bindung des Staates an ein marianisch aufgefasstes Christentum. Die Reduzierung der Wallfahrt nach Šaštín auf die pfarrliche Ebene ist aber insofern leichter verkraftbar, als die seit März 2020 amtierende überwiegend kirchenfreundliche Regierung Matovič wohl kaum am staatlichen Feiertag 15. September rütteln wird. (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)