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Slowakei: Erzbischof trifft Opfer von Attentat auf Gay-Bar

18. Dezember 2025

Der katholische Erzbischof von Trnava in der Slowakei, Ján Orosch, hat Betroffene des 2022 verübten Attentats auf eine Gay-Bar in Bratislava für seine kontroversen Äußerungen nach dem Angriff um Entschuldigung gebeten. Wie slowakische Medien berichten, sprach Orosch zu Wochenbeginn persönlich mit der bei dem Attentat verletzten Radka Trokšiarová und dem Betreiber der Bar „Teplaren“, Roman Samotný. Bei dem Anschlag hatte ein 19-Jähriger zwei Menschen – einen jungen Mann und eine Transgender-Person – erschossen. Danach versandte der in der US-Neonazi-Szene verankerte Täter Hassbotschaften gegen Juden und sexuelle Minderheiten im Internet, bevor er Suizid beging.

Samotný veröffentlichte am 16. Dezember in Sozialen Netzwerken ein Bild von der Begegnung mit Orosch und eine kurze Erklärung. Der Erzbischof habe bei dem Treffen Bedauern über die Auswirkungen seiner Worte nach dem Angriff zum Ausdruck gebracht. „Die Welt ist voller schneller Urteile. Worte müssen stets mit Bewusstsein für ihre Wirkung ausgesprochen werden“, reflektierte Samotný die Bedeutung des persönlichen Gesprächs.

Radka Trokšiarová hatte im Dezember 2022 persönlich Papst Franziskus im Vatikan getroffenen. Sie begleitete als Teil einer offiziellen Delegation die damalige slowakische Präsidentin Zuzana Čaputová zu einer Audienz beim Papst. Während des Treffens sprach Franziskus kurz mit Trokšiarová und reichte ihr die Hand. Trokšiarová beschrieb das Treffen damals als emotional und bewegend, dass der Papst ihr Mitgefühl zeige und jeglichen Hass gegenüber irgendeiner Menschengruppe ablehne.

Erzbischof Orosch hatte vor drei Jahren unmittelbar nach der Tat in einem internen Rundschreiben an die Priester seiner Diözese die Opferrolle der bei dem Anschlag Erschossenen in Frage gestellt und etwa spekuliert, ob in den Räumlichkeiten der Bar jemals Drogenkontrollen stattgefunden hätten. Diese Worte wurden von zahlreichen Politikern, Aktivisten und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens als Relativierung des Mordes gesehen und lösten breite öffentliche Empörung aus, Orosch erntete scharfe Kritik unter anderem von Staatspräsidentin Čaputová und Regierungschef Eduard Heger. Auch die slowakische Polizei widersprach den Aussagen, da sie die Tragödie als instrumentalisiert und die Opfer als stigmatisiert ansah.

Angesichts der Kritik veröffentlichte Orosch eine Stellungnahme, in der er sich bei den Familien der Opfer entschuldigte – allerdings nicht direkt für den Inhalt seiner Äußerungen, sondern dafür, dass seine Worte Schmerz und starke Emotionen in der Gesellschaft ausgelöst hatten. Auch die Slowakische Bischofskonferenz bat um Entschuldigung und betonte ihre Achtung gegenüber den Opfern und ihren Familien. Die Äußerungen führten zu intensiven Diskussionen unter Gläubigen. Einige katholische Gläubige und weitere Personen starteten Petitionen oder öffentliche Verurteilungen, in denen die Worte als unangemessen und unchristlich bezeichnet wurden. (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)