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Tschechien: Erzbischof bittet Missbrauchsopfer, sich zu melden

06. Juni 2019

Der Olmützer Erzbischof Jan Graubner hat Betroffene von sexuellem Missbrauch in der Kirche dazu aufgerufen, sich zu melden. Er bitte, dass die Menschen den entsprechenden Mut aufbringen, heißt es in einem aktuellen Bischofswort des stellvertretenden Vorsitzenden der Tschechischen Bischofskonferenz. Betroffene könnten sicher sein, „dass in der Erzdiözese Olomouc kein Fall unter den Teppich gekehrt, sondern ein jeder nach dem staatlichen Gesetz und den kirchlichen Richtlinien behandelt wird“, versichert Graubner. Jede sexuelle Missbrauchshandlung verurteilt der Metropolit der mährischen Kirchenprovinz in seinem Schreiben als „teuflische Sünde“. Ereigne sie sich „im kirchlichen Umfeld und durch einen Gott geweihten Menschen“, so sei sie „umso schmerzlicher“.

Graubner verweist in dem Hirtenbrief, der bereits am 26. Mai auch in den Pfarren der Erzdiözese Olmütz verlesen wurde, auf eine Kontaktstelle, die mit 1. Mai ihre Tätigkeit aufgenommen hat. Sie stehe allen Missbrauchsopfern offen und vermittle auf Wunsch soziale, therapeutische, psychologische und auch geistliche Hilfe, biete diese aber nicht selber an. Um einen kirchlichen Prozess gegen einen Missbrauchsbeschuldigten anzustrengen, müssten sich die Betroffenen an den Generalvikar wenden, der Mitglieder der Diözesankommission mit der Untersuchung des Falles beauftrage.

In der persönlich gehaltenen Einleitung des Schreibens geht der Olmützer Erzbischof auch auf Vorhaltungen ein, er reagiere nur langsam auf das Missbrauchsproblem. Er müsse eingestehen, „dass es für die Bischöfe dabei um eine ungewohnte Sache“ gehe und sie „nicht Fachleute für alles“ seien, so Graubner wörtlich. Man habe zuletzt je zwei Studientage mit Fachleuten für die Bischöfe und die Priester abgehalten und bereite jetzt eine Bußwallfahrt der Priester vor. Für die Mitarbeitenden in der Pastoral habe man eine Handreichung „Über die häusliche Gewalt“ erstellt und den „ethischen Kodex“ der Caritas überarbeitet; etwas Vergleichbares für die kirchlichen Schulen werde folgen.

Das Hirtenwort enthält auch Empfehlungen für den Umgang mit Kindern und Priestern. So wie in den Familien müsse man auch in den verschiedenen Gemeinschaften „eine Atmosphäre des Vertrauens und der Sicherheit schaffen, damit die Kinder mit allem kommen können, am besten regelmäßig und ununterbrochen“, schreibt Graubner. Damit die Kinder „keine Angst haben auch über schwere oder schlimme Dinge zu reden, sollten die Eltern für sie nicht jene sein, die verurteilen, sondern die ermuntern“. Kinder dürften „nicht zum blinden Gehorsam erzogen werden“. Sie sollten „zu einem gesunden Selbstvertrauen“ angeleitet werden und „zur Fähigkeit, auch einem Erwachsenen Nein zu sagen“.

Katholische Priester wiederum sollten „nicht idealisiert, aber auch nicht verdächtigt, verleumdet und unnötig kritisiert werden“, hält der Erzbischof weiter fest. Mutmaßten Gläubige „etwas Ungesundes“, sollten sie „nach ruhiger Überlegung und aufrichtigem Gebet mit dem Priester sprechen und ihn darauf aufmerksam machen, wie er auf andere wirkt“. Helfe das nicht und werde das „Problem als ernst erachtet“, so solle man „nach den Worten von Jesus zwei Zeugen beiziehen“ und, wenn auch das nichts bringt, „zum Vorgesetzten gehen“.

Die Kirche sei „heilig, aber nicht vollkommen“, betont Graubner außerdem. Sie habe ein „heiliges Haupt – Christus“, in ihr wirke der Heilige Geist und sie sei „heilig durch die Sakramente“, doch werde sie „außer von heiligen und guten Gläubigen auch von verschiedenen sündigen Menschen gebildet“. „Zur Heiligung der Kirche“ könne „jeder mit seinem Bemühen um Buße und seiner persönlichen Anstrengung um ein tugendhaftes Leben beitragen“. (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)