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Tschechien: Bischof Holub plädiert für zeitgemäße Kirche

12. Juli 2018
Der medial oft als Nachfolger des Prager Erzbischofs Dominik Duka gehandelte Bischof von Pilsen, Tomáš Holub, hat die Notwendigkeit betont, dass sich die Kirche den Zukunftsfragen stellt. Er wolle jetzt nicht die Migrationsprobleme ansprechen, aber beispielsweise werde der „Wassermangel die Wahrnehmung der Welt verändern“ und dies sei „auch geistlich ernst zu nehmen“, sagte Holub im Interview mit der Zeitung Lidové noviny.

„Wir leben heute in einer Situation, in der wir die neuzeitliche Gewissheit verlieren, dass wir grundlegende Dinge – einschließlich Klima und Gesundheit – beherrschen können“, so Holub. Die Herausforderungen könnten sowohl zur „Weckung radikaler Strömungen“ führen als auch zu einer neuen Realität, in der gemeinsam das Wohl aller gesucht werde. Aufgabe der Kirche sei es, „die Veränderungen beim rechten Namen zu nennen“, zugleich aber zu sagen, dass die Lösungen „mitunter nicht ganz eindeutig sind und in Demut gesucht werden müssen“.

Dabei inspiriere Papst Franziskus, sagte der Bischof. Er verstehe es, mit Lebensstil, Gesten und Worten „Grundlegendes zu berühren“. Ob die Herausforderungen des Papstes angenommen werden, sei dabei „keine Frage von Alt oder Jung“, vielmehr schieden sich hier zwei Auffassungen von Kirche. Die eine, von der er überzeugt sei, dass sie vom Evangelium ausgehe, sei damit verbunden, „dass wir als Wanderer unterwegs sind“. Die Kirche müsse sich den Fragen stellen, die dabei auftauchten. Die zweite, „die uns einige politische Unternehmer aufzwingen wollen“, beruhe auf der Betonung der reinen Praktizierung von Barmherzigkeit in dem Sinne, dass dies Hauptaufgabe der Kirche sei. Die jeweilige Positionierung sei „keine Frage des Alters oder der politisch linken oder rechten Sichtweise, sondern eine Frage des Verständnisses des Evangeliums“.

Bezüglich einer Nachfolge auf Kardinal Dominik Duka als Erzbischof von Prag, der anlässlich seines 75. Geburtstags das vorgeschriebene Rücktrittsgesuch eingereicht hat, von Papst Franziskus jedoch bis auf Weiteres im Amt belassen wurde, sagte Holub, er überlasse dies „dem Herrn und faktisch dem Nuntius sowie jenen, die die Verantwortung für die Suche tragen“. Er habe sich „im Leben – Gott sei Dank – nirgendwohin gemeldet“. Erst wenn er zu etwas berufen worden sei, habe er begonnen zu überlegen, ob es „richtig ist das anzunehmen“, und so halte er es auch jetzt.

Auf die Frage, wie er „als Neuling in der Bischofsrolle“ gelernt habe „an die vorangegangene Bischofsgeneration anzuknüpfen und dabei nicht zu leugnen, dass er um 20 Jahre jünger“ ist, antwortete der 44-Jährige, er probiere einfach aus, was gehe und was nicht. „Nicht an den Nagel hängen“ könne er beispielsweise den Sport. Und er habe erkannt, dass er „ganz streng Erholungszeiten einhalten“ müsse; wenn er dies nicht beachte, könnte er „ständig im Dienst sein, weil sich immer ein Grund findet, noch einen Urlaubstag wegzustreichen“. Es sei klar, dass jede Generation „den Glauben als Beziehung anders lebt“. Die jetzt kommende neue Bischofsgeneration habe „nicht mehr als Mittelpunkt die Erfahrung des Übergangs vom Kommunismus zur freien Gesellschaft“. Die freie demokratische Gesellschaft sei „für uns im pastoralen Dienst eigentlich schon eine Selbstverständlichkeit“, und jetzt sei es „nicht mehr möglich, sich auf den Kommunismus als negative Projektionsfläche zu stützen“.

Hinsichtlich einer möglichen Wiederaufschnürung des Restitutionspakets und einer Besteuerung der finanziellen Abgeltungszahlungen des Staates, wie sie von der Regierung Babiš vorangetrieben wird, zeigte sich Holub „amüsiert“. Er sei bei den Verhandlungen mit den jetzt die Regierung bildenden Parteien ANO (Allianz der unabhängigen Bürger) und CSSD (Sozialdemokraten) dabei gewesen. Die ANO habe gesagt, sie wolle damit nichts zu tun haben, und die CSSD habe die Sache als bereits verloren angesehen. Er verstehe, dass die Neuöffnung des Restitutionsthemas „populistisch sehr sympathisch“ sein könne. Wenn die tschechische Politik jedoch die minimale Ambition habe, ein Rechtsstaat zu bleiben, sei dies „unannehmbar“, sagte der Bischof. Es sei traurig, „dass das unter vier Augen alle sagen“. Leider gebe es in der Geschichte viele Fälle, in denen „ein Staat aufgehört hat, ein Rechtsstaat zu sein, und dann seine Freiheit verloren hat“. Auf die Frage, ob der Streit beim Verfassungsgericht enden könnte, meinte Holub, darüber habe die Bischofskonferenz zu entscheiden. Man werde „sich wohl bemühen, mit allen legitimen und zivilisierten Mitteln zu erklären, dass eine Störung von Gerechtigkeit und Recht ein Sägen an den Ästen der ganzen Gesellschaft“ wäre.

Angesichts der Störung der Aufführung eines Theaterstücks, in dem Jesus eine Muslima vergewaltigt, sagte der Pilsner Bischof, er hoffe, dass es „nicht nur bei Formen des Protests oder der Radikalisierung der einen oder anderen Seite“ bleibe. Es sei „wichtig, die Frage des unerhört komplizierten Dilemmas zwischen der notwendigen Freiheit und dem Respekt gegenüber den Werten zu führen, die die Gesellschaft formen“. Im europäischen Raum sei diese Diskussion „nichts Neues, weil sie in hohem Ausmaß schon durch die tragischen Ereignissen um Charlie Hebdo“ geführt worden sei. (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)