Ungarn: Orbán eröffnete internationale Konferenz über Christenverfolgung
Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán hat in Budapest eine hochrangig besetzte dreitägige internationale Konferenz über Christenverfolgung eröffnet. Vom 26. bis 28. November nehmen daran zahlreichen Kirchenführer, insbesondere aus der Nahostregion und Afrika sowie Regierungsvertreter u.a. aus Polen, Italien, Nigeria, dem Libanon und den USA teil. „Wir haben 245 Millionen Gründe, uns hier zu versammeln: So viele Menschen werden wegen ihres christlichen Glaubens täglich verfolgt“, sagte zum Auftakt der ungarische Staatssekretär, Tristan Azbej, dessen „Staatssekretariat zur Hilfe für verfolgte Christen“ die Konferenz organisiert. Es handle sich um die „am meisten vernachlässigte menschenrechtliche und zivilisatorische Krise unserer Zeit“.
Laut Statistiken seien im Schnitt vier von fünf wegen ihres Glaubens in aller Welt verfolgte Menschen Christen, sagte auch Premier Orbán und kritisierte, dass Europa dazu nach wie vor „schweige“. Die Verfolgung von Christen in Afrika und im Nahen Osten könne dabei nicht von der Situation in Europa getrennt werden, meinte Orbán laut ungarischen Medienberichten. Einmal mehr warnte er, dass Ungarn vor einer „Invasion muslimischer Einwanderer“ stehe und sich verteidigen müsse. Man habe das Recht, die christliche Kultur zu schützen. Bei Christenverfolgung gehe es nicht nur um Angriffe gegen einzelne Menschen oder Gemeinschaften, vielmehr werde „unsere Kultur durch Stigmatisierung, Demütigung und Verfolgung angegriffen“, so der Regierungschef.
Orbán verwies auf die seit geraumer Zeit laufende Aktion „Hungary helps“, mit der die ungarische Regierung Christen im Irak und in Syrien unterstützt. Rund 40 Millionen US-Dollar sollen bisher für Hilfsprojekte geflossen sein. Ungarn gebe verfolgten Christen, was sie bräuchten, nämlich Häuser, Krankenhäuser, Schulen, sagte der Premier. „Und sie geben uns, was Europa heute am meisten braucht: christlicher Glaube, Liebe, Beharrlichkeit“. Europa könne nur dann gerettet werden, wenn es „zur Quelle seiner wahren Werte zurückkehrt: seiner christlichen Identität“.
„Unsere Schreie wurden von vielen nicht gehört“, beklagte der syrisch-orthodoxe Patriarch Mor Ignatios Aphrem II. Karim in seiner Eröffnungsrede in Budapest die Verfolgung von Christen im Nahen Osten. Nur wenige Verantwortungsträger hätten Schritte unternommen, um der Bedrohung der Existenz der Christen in ihrem Heimat- und Kernland etwas entgegenzusetzen.
Auch der ungarische Primas Kardinal Péter Erdő rief dazu auf, der Verfolgung von Christen, aber auch feindlichen Haltungen gegenüber Gläubigen nicht gleichgültig gegenüberzustehen. Physische, aber auch verbale Angriffen auf Christen dürften nicht so behandelt werden, als wäre nichts geschehen, sagte der Erzbischof von Budapest und lobte entsprechende Bemühungen zur Dokumentation der Situation von Christen in Europa und weltweit.
Ziel der Konferenz, der zweiten ihrer Art nach 2017, ist es nach Angaben der Organisatoren, Regierungen sowie Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen bei der Suche nach „Antworten und Lösungen“ auf das Phänomen der Christenverfolgung, enger zu verknüpfen. Menschen in Krisenregionen müssten durch die Koordination von Ressourcen und Aktivitäten und gemeinsame Aktionen besser geschützt werden.
Unter den weiteren Referenten der Tagung befanden sich der assyrische Patriarch Mar Gewargis III. Sliwa, der syrisch-katholische Erzbischof Ephrem Yousif Mansour aus Bagdad, der chaldäisch-katholische Erzbischof Michael Najeeb (Mossul) und der Generalsekretär der Evangelischen Synode Syriens und des Libanon, Joseph Kassab. Aus Afrika sprachen der äthiopisch-orthodoxe Patriarch Abuna Matias und der katholische Bischof von Sokoto in Nigeria, Matthew Hassan Kukah, bei der Konferenz.
Teilgenommen hat aber auch der Leiter des Außenamts der russisch-orthodoxen Kirche, Metropolit Ilarion (Alfejev), und der langjährige Untersekretär der vatikanischen Sektion für die Beziehungen mit den Staaten, Erzbischof Antoine Camilleri, der kürzlich vom Papst zum neuen Nuntius in Äthiopien ernannt worden ist.
Die Konferenz in Budapest fiel mit dem vom Päpstlichen Hilfswerk „Kirche in Not“ weltweit begangenen „Red Wednesday“ zusammen, mit dem an die Situation der verfolgten Christen erinnert wird. In Budapest wurde aus diesem Anlass die Kettenbrücke am Mittwochabend blutrot angestrahlt. (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)