Ungarn: Eszterházy-Universität in Eger wieder in kirchlicher Trägerschaft
In der weiten kirchlichen Hochschullandschaft Ungarns gibt es einen bekannten Neuzugang. Die Studierenden der Karl-Eszterházy-Universität in Eger kehren zum Beginn des Herbstsemesters an eine Hochschule in katholischer Trägerschaft zurück. Seit August steht die 1948 verstaatlichte und 2016 zur Universität erhobene Hochschule wieder im Eigentum der Erzdiözese Eger. Der Wechsel steht im Zusammenhang mit der von der Regierung Viktor Orbáns vorangetriebenen Umgestaltung des ungarischen Hochschulwesens. Im Frühjahr hatte das Parlament dazu ein Gesetz erlassen, mit dem elf Universitäten, darunter auch die Karl-Eszterházy-Universität, in private Hand übergeben werden.
Die einst von Bischof Graf Károly Eszterházy 1774 als Lyzeum gegründete Bildungsinstitution war seit ihrer Anfangszeit ein wichtiges wissenschaftliches Zentrum für Theologie, Philosophie und Jura für den Osten und Norden Ungarns. Zudem wurden in Eger ab Anfang des 19. Jahrhunderts die ersten Lehrerinnen und Lehrer in ungarischer Sprache ausgebildet. Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus blieb die nach dem Zweiten Weltkrieg verstaatlichte Hochschule zunächst in staatlicher Hand, trug aber schließlich auch wieder offiziell den Namen ihres Gründungsbischofs. Aktuell umfasst die Universität fünf Fakultäten mit rund 7000 Studierenden und 250 Professoren und Dozenten.
Für die der nunmehrigen erneuten Übernahme der Trägerschaft durch die Erzdiözese Eger hatte sich laut der ungarischen Kirchenzeitung Magyar Kurir auch der Senat der Universität einstimmig ausgesprochen. An der jetzigen „Katholischen Universität Károly Eszterházy“ werde es keine großen Veränderungen geben, kündigte der Erzbischof von Eger, Csaba Ternyák, an.
Man wolle „Kontinuität gewährleisten und innovativ sein“. Schon in der bisherigen Struktur der Hochschule habe der christliche Gedanke eine wichtige Rolle gespielt, sagte der Bischof bei der Feier zur Übernahme der Hochschule. „Wissenschaft ohne Religion ist lahm, Religion ohne Wissenschaft ist blind“, zitierte Ternyák einen Satz des Physikers Albert Einstein. Glaube und Vernunft seien die beiden Flügel, mit denen sich der menschliche Geist zur Betrachtung der Wahrheit erhebt, erinnerte er auch an den Beginn der Enzyklika „Fides et ratio“ von Papst Johannes Paul II.
Von den insgesamt 64 Hochschulen in Ungarn sind mehr als ein Drittel in kirchlicher Trägerschaft. Darunter befinden sich etwa die Katholische Péter-Pázmány-Universität in Budapest und die Theologischen Hochschule in Esztergom, Győr und Pécs. Die Erzdiözese Eger ist nach dem Staat die zweitgrößte Trägerin von Bildungseinrichtungen in Ungarn. Sie betreibt fast 100 Standorte, von Kindergärten und Schulen über Berufsbildungseinrichtungen bis hin zur neuen Universität.