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Ungarn: Anteil der Religiösen laut Volkszählung deutlich gesunken

05. Oktober 2023

Der Anteil der Ungarn, die sich bei Volkszählungen offiziell als einer Religion zugehörig bezeichnen, ist unter 50 Prozent gefallen. Das geht aus den jetzt veröffentlichten Gesamtdaten des jüngsten, im Jahr 2022 durchgeführten Zensus hervor. Von den 9,6 Mio. Ungarn gaben rund 4,2 Mio. (43,7 Prozent) an, einer Kirche oder Religionsgemeinschaft anzugehören. Bei der vorangegangenen Zählung 2011 waren es 5,43 Mio. (54,7 Prozent) gewesen. Auch der Anteil der bekennend Konfessionslosen an der Gesamtbevölkerung ist von 18,1 auf 16,1 Prozent (1,5 Mio.) zurückgegangen. Zu beachten ist, dass mehr als 40 Prozent der Befragten die Möglichkeit nutzten, die Frage zur Religionszugehörigkeit nicht zu beantworten. Zehn Jahre davor lag dieser Anteil noch bei nur rund 27 Prozent.

Laut den am 26. September vom staatlichen Statistikamt veröffentlichten offiziellen Angaben sank die Zahl der Gesamtbevölkerung Ungarns zwischen 2011 und 2022 um rund 300‘000 Menschen auf nun 9,604 Millionen. Davon sind dem Zensus zufolge 2,89 Mio. Katholiken (30 Prozent), 944‘000 Reformierte (9,8 Prozent), 176‘500 Lutheraner (1,84 Prozent), 15‘500 Orthodoxe (0,16 Prozent) und 7600 Juden (0,1 Prozent). Weitere 171‘000 erklärten sich „anderen“ Religionsgemeinschaften zugehörig. Die Konfessionslosen machen mit 1,5 Mio. 16,14 Prozent der Bevölkerung aus. Insgesamt 2,7 Mio. Ungarn (40,12 Prozent) verweigerten die Frage nach Religionszugehörigkeit bzw. Konfessionslosigkeit.

Betrachtet man nur die rund 60 Prozent Ungarn, die beim Zensus auf die Frage nach Religionszugehörigkeit antworteten, ergibt sich folgendes Bild: Von diesen 5,75 Mio. Menschen ist rund jeder zweite Katholik (50,19 Prozent), 16,4 Prozent sind reformiert, 3 Prozent lutherisch und 0,27 Prozent orthodox. 0,13 Prozent sind Juden, weitere knapp drei Prozent gehören anderen Religionsgemeinschaften an. 26,94 Prozent gaben an, konfessionslos zu sein.

Von den 2,89 Mio. sich zur Kirche bekennenden Katholiken sind etwa 2,6 Mio. römisch-katholisch, mehr als 165‘000 gehören der griechisch-katholischen Kirche an. Insgesamt ging die Zahl der sich beim Zensus zur katholischen Kirche bekennenden Menschen im Vergleich zu 2011 um rund 985‘000 oder knapp neun Prozentpunkte zurück. Rückgänge verzeichneten auch die reformierte Kirche (minus 209‘000 Gläubige; minus 1,78 Prozentpunkte) und die Lutheraner (minus 38‘500; minus 0,33 Prozentpunkte). Leicht gestiegen ist die Zahl der Orthodoxen, und zwar um knapp 1900 Menschen (plus 0,02 Prozentpunkte). Im Vergleich zur Gesamtzahl gibt es auch deutlich weniger Menschen, die sich bei der Volkszählung offiziell zur jüdischen Gemeinde bekannt haben: Ihre Zahl sank um 3300 und damit um fast ein Drittel.

Die katholischen Bischöfe Ungarns hatte im vergangenen Jahr landesweit mit Plakaten und Videobotschaften dafür geworben, dass die Katholiken ihre Religionszugehörigkeit beim Zensus angeben und sich die Gläubigen „mutig“ zu ihrer Religion zu bekennen. Nun dankte die Bischofskonferenz in einer in Budapest veröffentlichten Erklärung den Teilnehmern an der Volkszählung für die Offenlegung ihrer religiösen Zugehörigkeit.

„Wir freuen uns, dass sich, obwohl 40 Prozent der Bevölkerung die Frage nach der Religionszugehörigkeit nicht beantworteten, mehr als zwei Drittel unserer Landsleute, die sich ausdrücklich zu einer Religion bekannten, der katholischen Kirche zugehörig erklärt haben“, hieß es in der Stellungnahme. Die Daten gingen mit international zu beobachtenden Entwicklungen einher, bei denen Ungarn und die katholische Gemeinde im Land keine Ausnahme bildeten. Das Ergebnis stellt eine „Aufgabe“ dar; die christliche Gemeinschaft müsse in der Gesellschaft „präsent sein“ und „Zeugnis ablegen“, so die Bischofskonferenz.

Ähnlich äußerten sich die evangelischen Kirchen im Land. So bewertete es auch die Reformierte Kirche positiv, dass die Mehrheit der Bevölkerung Angaben zu ihrer Religion gemacht hätten. Die Zahl derjenigen, die nicht geantwortet haben, und die steigende Zahl der sich nicht religiös Bekennenden stellten eine „Aufgabe“ dar. Kirche könne durch „glaubwürdiges Leben und Offenheit“ attraktiver werden. Fast gleichlautend las sich ein Rundschreiben des Bischofsrats der evangelisch-lutherischen Kirche. Die Entwicklungen zur religiösen Demografie erforderten für die Kirche „wichtige Entscheidungen“, böten aber auch „Möglichkeiten“. (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)