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Ungarn: Interreligiöses Gedenken an Nuntius Rotta

10. April 2025

In Budapest fand am 28. März eine Gedenkfeier anlässlich des 60. Todestags von Erzbischof Angelo Rotta (1872–1965) statt. Rotta war von 1930 bis 1945 Papst-Gesandter in Budapest und wurde später von Yad Vashem als „Gerechter unter den Völkern“ für seine Bemühungen um die Rettung der Juden während des Holocausts geehrt. An dem Gedenken nahm u.a. der vatikanische „Außenminister“ Erzbischof Paul Richard Gallagher teil, der einen mehrtägigen Ungarn-Besuch absolvierte. Gallagher würdigte Erzbischof Rotta für seine „unerschütterliche Standhaftigkeit und moralische Klarheit“ in schwierigsten Zeiten.

Gallagher wie auch der ungarische Vize-Premier Zsolt Semjén legten einen Kranz bei der Gedenkstätte am Gebäude der früheren Nuntiatur im Burgviertel nieder. Seit 1992 gibt es hier eine Gedenktafel. An dem Gedenken nahmen auch Kardinal Péter Erdő, Oberrabbiner Slomó Köves und Nuntius Erzbischof Michael W. Banach teil.

Angelo Rotta, geboren 1872 in Mailand, wurde 1895 zum Priester und 1922 zum Bischof geweiht. Im Mai 1930 wurde er päpstlicher Nuntius in Budapest. Rotta gilt gemeinsam mit dem schwedischen Konsul Raoul Wallenberg und weiteren Diplomaten als herausragende Einzelperson, der Tausende Verfolgte im Budapester Ghetto das Überleben in der Shoah zu verdanken haben, indem er Papiere und Pässe zur Ausreise vermittelte.

Schon wenige Tage nach der Einsetzung der Marionettenregierung unter Ministerpräsident Döme Sztójay im März 1944 wurde Rotta bei Sztójay vorstellig. In den folgenden Monaten protestierte Rotta auf Anweisung des Vatikans viele Male gegen die erbarmungslosen Maßnahmen gegen die Juden. Am 15. Mai wurde der ungarischen Regierung die bedeutendste Protestnote vorgelegt. Rotta erklärte darin, dass die ganze Welt wisse, was die Deportationen in Wirklichkeit bedeuten. Dieses war die erste offizielle Protestnote eines Vertreters des Hl. Stuhls gegen die Deportationen. Bei einem Treffen mit Sztójay am 6. Juli hielt Rotta sich mit Worten nicht zurück. Er nannte die Behandlung der Juden durch die ungarische Regierung „abscheulich“ und „ehrlos“.

Rotta erhielt von der ungarischen Regierung die Erlaubnis, Schutzpapiere zu verteilen und unter päpstlichen Schutz stehende Häuser einzurichten. Bis zu 3000 Juden fanden darin Unterkunft. Insgesamt standen 25 Häuser und religiöse Institutionen unter seinem Schutz. Auch nach der Machtergreifung der faschistischen Pfeilkreuzler im Oktober 1944 protestierte der päpstliche Gesandte immer wieder bei der ungarischen Regierung gegen die Auslieferung der Juden an die deutschen Nationalsozialisten.

Rotta soll mehr als 15‘000 Schutzbriefe ausgestellt haben. Mit den Briefen wurde attestiert, dass eine Person unter dem Schutz der Nuntiatur stand. Auch bereits in KZ-Transportzüge Verladene wurden mithilfe dieser vom Besatzungsregime widerwillig respektierten Papiere noch herausgeholt. Im April 1945 verließ Angelo Rotta auf Anweisung der Sowjets Ungarn. Er starb am 1. Februar 1965 in Rom. (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)