Bosnien-Herzegowina: Aufbewahrungsort für Überreste der Opfer des Genozids in Srebrenica
Am 14. Oktober haben das Gedenkzentrum Srebrenica, die Hilfsorganisation Catholic Relief Services und das Unternehmen Unioninvest d.d. einen Vertrag abgeschlossen, um ein Objekt zu bauen, in dem künftig die sterblichen Überreste von Opfern des Genozids aufbewahrt werden sollen. Der Bau des Aufbewahrungsorts wird im Rahmen des Projekts PRO-Budućnost (PRO-Zukunft) der amerikanischen Agentur für internationale Entwicklung (USAID) umgesetzt; das Objekt wird sich innerhalb der Anlage des Gedenkzentrums Srebrenica befinden.
Mit der Vertragsunterzeichnung kann der Bau des Aufbewahrungsorts beginnen. Dort sollen künftig auf angemessene und würdevolle Weise sterbliche Überreste, persönliche Gegenstände und Kleidung von Genozidopfern aufbewahrt werden, die während der letzten 30 Jahre aus Hunderten von Massengräbern exhumiert wurden und die bis heute nicht identifiziert sind. Bisher würden die Überreste in Kisten und Säcken in den Räumen des Podrinje Identifikationsprojekts in Tuzla aufbewahrt, was von Anfang an eine unangemessene und temporäre Lösung gewesen sei, erklärte Emir Suljagić, der Direktor des Gedenkzentrums Srebrenica. Mit dem Bauprojekt soll „auf würdige Art all das bewahrt werden, was von den Opfern des Genozids geblieben ist, und so zum Bewusstsein für ihr Leiden beigetragen werden“, sagte Suljagić weiter. Damit werde auch den Familien der Opfer eine Sicherheit vermittelt, dass ihre Liebsten nicht vergessen würden. Weiter soll der Aufbewahrungsort dazu dienen, die Opfer zu ehren und die historische Erinnerung zu bewahren.
Schweigen und Verleugnung seien in Bosnien-Herzegowina noch immer sehr verbreitet und stellten ein „ernstes Hindernis für die Wiederherstellung eines dauerhaften Friedens im Land“ dar, erklärte Sanela Imamović vom Catholic Relief Service Bosnien-Herzegowina, der das Projekt PRO-Budućnost umsetzt. Der neue Bau und sein Inhalt würden kommende Generationen an die Wahrheit über den Genozid in Srebrenica erinnern, in der Hoffnung, dass sich so etwas nie mehr irgendwo wiederhole, sagte sie weiter.
Die Initiative zum Projekt ging 2016 vom Gedenkzentrum und der Internationalen Kommission für vermisste Personen aus. 2019 wurde die Idee entworfen, das Objekt in der früheren Batteriefabrik in Srebrenica unterzubringen. Die Bauarbeiten sollen 2024 abgeschlossen werden. Die Mittel zur Umsetzung haben das Gedenkzentrum Srebrenica und USAID durch das Friedensprojekt PRO-Budućnost beigesteuert. An der Unterzeichnung des Vertrags zum Bau waren auch der US-Botschafter in Bosnien-Herzegowina und eine Delegation von US-Senatoren anwesend. (NÖK)