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Serbien: Konflikt an der Theologischen Fakultät um NÖK-Interview

14. Mai 2020

Das öffentliche Redeverbot für einen Dozenten der Orthodoxen Theologischen Fakultät der Universität Belgrad hat dort zu einer internen Auseinandersetzung geführt, die auch in den Medien thematisiert wird. Nachdem sich Rodoljub Kubat, Professor für Altes Testament an der Theologischen Fakultät, in einem Interview für NÖK kritisch über dieses Verbot und die Gefahren für die akademische Freiheit geäußert hatte, wurde auf der Website des Biblischen Instituts, dem Professor Kubat vorsteht, eine Reaktion des „Kollegiums“ veröffentlicht, in dem es sich von dessen Aussagen distanziert.

Das Kollegium, das laut Statement aus „allen anderen Mitgliedern der Gruppe und anderen externen Mitarbeitern“ besteht, empfand das Interview als Aufruf, eine Petition zugunsten des mit dem Redeverbot belegten Priesters Vukašin Milićević zu unterschreiben. Die Verfasser fühlen sich jedoch verpflichtet, „völlig und restlos die äußerst einseitige und böswillige Darstellung der Situation an der Fakultät zu dementieren“. Das Kollegium habe seine eigene Meinung zur Situation, die es aber nicht thematisieren wolle, und betont, dass die Handlungen aller seiner Mitglieder „völlig mit den akademischen Prinzipien der Freiheit des Gewissens, Denkens und Sprechens übereinstimmen“. Zum Schluss nimmt das Schreiben Bischof Irinej (Bulović) von Bačka in Schutz, den Rodoljub Kubat als Verantwortlichen für die Bestrafung Milićevićs sieht.
Kubat reagierte mit einer eigenen Mitteilung an seine Kollegen am Biblischen Institut. Darin wunderte er sich, dass jemand sich im Namen des Instituts von seinen persönlichen Aussagen distanzieren wolle. Denn seine Äußerungen im Interview habe er nicht im Namen des Instituts gemacht. Zudem bemängelt er, dass das Statement nicht unterzeichnet ist, so bleibe unklar, wer sich im Namen des Instituts von ihm abgrenzen wolle. Er sei von einer Reihe Mitarbeitern kontaktiert worden, die sich über das Statement gewundert hätten.
Auf Facebook kritisierte zudem Professor Vojin Nedeljković von der Philosophischen Fakultät, der an der Theologischen Fakultät Hebräisch unterrichtet, das Statement. Er weist auf den Schaden hin, den das Kollegium sich und der Einrichtung zufügten. An der Universität dächten so schon genug Leute, dass es „für die Theologen keinen anderen Platz gibt, außer der Hütte, die ihnen Tito zugedacht hat“. Nun werde es für diejenigen an der Universität, die die Theologen schätzten, „unmöglich, das länger zu leugnen“. Der Facebook-Kommentar auf der Seite des Biblischen Instituts wurde gelöscht. (NÖK)

Redeverbot für Dozenten an der Theologischen Fakultät in Belgrad
Nach kritischen Äußerungen zur Coronavirus-Situation wurde Vukašin Milićević, Dozent an der Theologischen Fakultät in Belgrad, vom Hl. Synod mit einem Redeverbot belegt. Sein Kollege Rodoljub Kubat beleuchtet die Hintergründe und Spannungen um die Fakultät.