Zum Hauptinhalt springen

Serbien: Bischof Irinej vergleicht Kosovo mit Katalonien

23. November 2017
Der serbische Bischof Irinej (Bulović) von Bačka hat die widersprüchliche Haltung des Westens zu Katalonien und Kosovo kritisiert. In einem Interview mit Radio Beograd 1 beklagte der Bischof, dass der Westen den Kosovo-Albanern ein Recht auf das kosovarische Territorium zuspreche, weil sie dort die Bevölkerungsmehrheit bilden. Doch den Katalanen verweigere er dieses Recht, obwohl sie in Katalonien die Mehrheit der Einwohner stellen. Darin zeigten sich die „Heuchelei und doppelten Standards des Westens“.

Insgesamt schätzt der Bischof jedoch die internationale Lage für Serbien günstiger als in den 1990er Jahren ein, weil es inzwischen Großmächte – in erster Linie Russland und China – gebe, die „prinzipiell sowohl das internationale Recht wie auch unser Recht auf das eigene Territorium schützen“. Aber auch andere „mächtige und einflussreiche Länder“ wie Indien, Brasilien oder Indonesien seien in der Kosovo-Frage Serbiens Verbündete. Zudem könne „der Westen heute dem großen und mächtigen Osten nicht mehr seinen Willen diktieren“. Deshalb hält Irinej es für falsch, ausgerechnet jetzt die serbischen Ansprüche auf Kosovo aufzugeben.

Bei Kosovo gehe es weder um eine rein politische noch territoriale Frage, sondern um die serbische Identität an sich, erklärte der Bischof weiter. Das von der EU vermittelte Abkommen zur Autonomie der serbischen Gemeinden im Nordkosovo bedeute einen riesigen Schritt. Es sei der maximale, für Serbien mögliche Kompromiss und beweise, dass niemand auf der serbischen Seite eine „kriegerische Option“ in Betracht ziehe, betonte Irinej. Sei der Westen an einem stabilen Frieden auf dem Balkan interessiert, täte er gut daran, die Kosovo-Albaner dazu zu bringen, den Kompromiss anzunehmen.

Die Kirche sei verpflichtet, Stellung zu beziehen und ihre Meinung in der Gesellschaft zu vertreten, betonte Bischof Irinej. Außerdem gebe es in der Serbischen Orthodoxen Kirche keine Linie, keine Direktiven und auch keinen Druck, jeder könne sich innerhalb der Kirche völlig frei seine eigene Meinung bilden. Vernichtend fällt jedoch sein Urteil über einen Großteil der serbischen Intelligenzija aus. Diese sei nicht nur volksfremd, sondern auch „psychisch antiserbisch“. (NÖK)