Türkei: Prozess für Autokephalie der Kirche Nordmakedoniens im Laufen
Patriarch Bartholomaios von Konstantinopel hat am 9. April auf seiner Heimatinsel Imbros die orthodoxe Liturgie zum Palmsonntag gefeiert. Dabei kündigte der Ökumenische Patriarch in einer Ansprache an, dass das Prozedere für die Anerkennung der Autokephalie der orthodoxen Kirche Nordmakedoniens im Laufen sei, wie der Pro Oriente-Informationsdienst unter Berufung auf das Infoportal OrthodoxTimes mitteilte. An der Liturgie nahmen auch der nordmakedonische Bischof Jakov (Milčevski), Vikarbischof in der Eparchie Strumica, sowie weitere nordmakedonische Priester und Gläubige teil.
Bartholomaios erinnerte daran, dass das Patriarchat von Konstantinopel am 9. Mai 2022 die Eucharistiegemeinschaft mit der Kirche Nordmakedoniens wieder aufgenommen habe und damit eine rund 70 Jahre andauernde Kirchentrennung zu Ende gegangen sei. Nun sei man dabei, dieser Kirche „unter bestimmten Bedingungen“ den Status der Autokephalie zuzuschreiben. „Wir sind auf dem richtigen Weg, die Verhandlungen dauern an“, so der Patriarch. Zentral sei freilich, dass es nun bereits Eucharistiegemeinschaft gebe, alles andere sei „zweitrangig“.
Der Patriarch verwendete für die orthodoxe Kirche Nordmakedoniens in seiner Rede konsequent die Bezeichnung „Erzdiözese Ohrid“. Und er übte auch – ohne Namen zu nennen – an anderen orthodoxen Kirchen Kritik, die die Autokephalie der Kirche Nordmakedoniens bereits anerkannten und die kanonische Ordnung der Orthodoxie nicht respektierten.
Der Hintergrund: Wenige Tage, nachdem das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel die Eucharistiegemeinschaft mit der Kirche von Nordmakedonien wieder aufgenommen hatte, verlieh die Serbische Orthodoxe Kirche (SOK) den Nordmakedoniern überraschend die Autokephalie. Die entsprechende Urkunde bzw. Erklärung (Tomos) der SOK wurde inzwischen von den orthodoxen Kirchen von Russland, Rumänien, Bulgarien, Polen, Antiochien und der Ukraine (Ukrainische Orthodoxe Kirche) sowie der Orthodoxen Kirche der Tschechischen Länder und der Slowakei anerkannt.
Das Ökumenische Patriarchat sieht in diesen Anerkennungen eine Verletzung der kirchlichen Ordnung, da die letztendliche Verleihung der Autokephalie dem Ökumenischen Patriarchat vorbehalten sei. Die Orthodoxe Kirche Griechenlands lehnt die Autokephalie der nordmakedonischen Orthodoxie aus dem gleichen Grund ebenfalls ab. Entsprechend der Entscheidung des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios nahm sie aber ebenfalls die Kirchengemeinschaft mit der nordmakedonischen Kirche auf. Auch die Georgische Orthodoxe Kirche hat inzwischen die Eucharistiegemeinschaft aufgenommen, allerdings noch nicht die Autokephalie anerkannt, ebenso die Orthodoxe Kirche Albaniens.
Konfliktträchtig ist nicht nur die Verleihung der Autokephalie, sondern auch die Bezeichnung der nordmakedonischen orthodoxen Kirche. Von der SOK wurde sie als „Makedonische Orthodoxe Kirche–Erzbistum Ohrid“ in die Unabhängigkeit entlassen. Die Griechische Orthodoxe Kirche und das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel stoßen sich allerdings an der Bezeichnung „makedonisch“, da sie den Namen exklusiv für die griechische Region Makedonien beanspruchen. Die Bulgarische Orthodoxe Kirche wiederum lehnt die Bezeichnung „Ohrid“ ab, weil sie sich selbst in der Nachfolge des antiken Erzbistums von Ohrid sieht. (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)