Kosovo: Serbische Orthodoxe Kirche protestiert gegen katholischen Gottesdienst bei orthodoxer Stätte
Die Eparchie Raška-Prizren der Serbischen Orthodoxen Kirche (SOK) hat einen katholischen Gottesdienst kritisiert, der bei einem mittelalterlichen serbischen Kloster in der Nähe von Istok im Westen Kosovos stattfand. Das sei illegal, da sich das Kloster der Gottesmutter von Hvosno als archäologische Stätte in einer Besonderen Schutzzone befindet. In dieser Zone dürften keine öffentlichen Versammlungen ohne vorangehende Zustimmung der SOK stattfinden. Besonders störte sich die Eparchie an „offen nationalistischen Aussagen“ des Geistlichen Fran Kojaj, der die Zeremonie am 23. Juli leitete. Kojaj hat laut dem Statement der Eparchie eine „hetzerische Sprache“ benutzt, die „interethnischen und interreligiösen Hass“ anstachle. Dabei habe er absichtlich „historische Fakten falsch interpretiert“, um das „orthodoxe Erbe der SOK anzueignen“.
Die Eparchie verurteilte das Ereignis auf das Schärfste und wertete es als „schweren Gesetzesverstoß“ und Fortsetzung einer Reihe von Provokationen gegenüber der SOK. Sie rief die internationale Gemeinschaft auf, sich für den Schutz der religiösen und kulturellen Güter der SOK im Kosovo einzusetzen und die internationalen Garantien gegenüber der SOK angesichts der immer häufigeren Verletzungen ihrer Rechte und der Untätigkeit der kosovarischen Institutionen sicherzustellen. Dabei verwies sie auf einen ähnlichen Fall, der sich 2018 bei der archäologischen Stätte in Novo Brdo zugetragen und bei dem sich die SOK an den Vatikan gewandt hatte. Es gebe viele Zwischenfälle, auf die die kosovarischen Institutionen ungerecht oder gar nicht reagiert hätten. Zusätzlich schafften „offene Angriffe“ in den Medien und sozialen Netzwerken eine „Atmosphäre völliger Straflosigkeit“.
Die Eparchie Raška-Prizren bezeichnete die Zeremonie als „ernstlichen Missbrauch einer religiösen Zeremonie zu politischen und nationalistischen Zwecken“. Der Geistliche habe eine „politische Rede mit ausgesprochen nationalistischem Inhalt“ gehalten, in der er Intoleranz gegenüber nicht ethnisch albanischen und nicht römisch-katholischen Personen zeigte. Auf ihrer Website verlinkt die Eparchie auf ein Video der Veranstaltung auf Facebook und hat das Transkript der Rede auf Serbisch übersetzt. Demnach sagte Fran Kojaj, dass jede Religion, die „unsere nationale Identität beeinflusst, jede Religion, die unsere historischen Rechte und unsere historischen Denkmäler negiert, für unser albanisches Volk inakzeptabel ist“. Viele „kulturelle und religiöse Objekte“ der katholischen Kirche seien von zwei „uns finster gesinnten Kräften“ – dem Osmanischen Reich und dem serbischen Königreich – weggenommen worden. Diese hätten gemeinsam die Geschichte der Albaner „in ihre Hände genommen“, wobei Serbien „damals“ einen sehr starken Einfluss im Osmanischen Reich gehabt habe. Heute habe Serbien mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan nur ein Ziel – dass das „albanische Volk nicht albanisch heißt“, mit dem Ziel, dass „dieses Land Serbien gehören wird“. Kojaj versprach, auf Erdoğan und Serbien wie auf den letzten Krieg 1999 mit einem Sieg zu reagieren. Weiter rief er seine Landsleute auf, „keine Angst zu haben, die Stimme für die Identität zu erheben“. Denn sie seien Albaner, „verstreut in vielen Ländern, aber morgen vereint in einem Land“. Sie sollten alle ihre Fähigkeiten einsetzen, um auf diesem von ihrem „Blut getränkten Land“ zu arbeiten und dafür belohnt zu werden, sowie furchtlos auf die Vereinigung „unserer albanischen Länder“ zuschreiten.
Auf Nachfrage des kosovarischen Nachrichtenportals KoSSev erklärte der Gemeindepriester von Prishtina, Fatmir Koljici, dass das Bistum der römisch-katholischen Kirche im Kosovo nicht über die Zeremonie informiert und an der Organisation nicht beteiligt gewesen sei. Ihm schien es aber, dass die Messe nicht in der geschützten Zone, sondern im Dorf stattgefunden habe. Koljaj sei aufgerufen, die Messe „ohne jegliche verletzende und anstachelnde Absichten“ zu lesen. Da das Bistum über keine offizielle Aufzeichnung von Koljajs Rede verfüge, könne die Kirche deren Inhalt nicht beurteilen. Sie distanziere sich aber von jedem Diskurs, der religiöse oder ethnische Gefühle verletze, und von der „Sprache, die unser Geistlicher Koljaj benutzt“. (NÖK)