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Montenegro: Metropolit als "Mediator" für neue politische Koalition

01. Oktober 2020

In der montenegrinischen Hauptstadt Podgorica ist am 23. September erstmals das neugewählte montenegrinische Parlament zusammengetreten. Drei Parteien, die zusammen eine knappe Mehrheit von 41 von 81 Sitzen haben, bilden eine Koalition. Der orthodoxe Metropolit Amfilohije (Radović) betätigte sich davor als Mediator und Vermittler des neuen politischen Bündnisses, wie der Pro-Oriente-Informationsdienst berichtete. Die 30-jährige Herrschaft Milo Đukanović, der sich in den vergangenen Jahren zunehmend mit der orthodoxen Kirche angelegt hatte, ist damit beendet.

Das Miteinander der drei Koalitionsparteien war bis zuletzt von Auseinandersetzungen um die Besetzung der Spitzenposten gekennzeichnet. Am 22. September lud Metropolit Amfilohije gemeinsam mit Bischof Joanikije (Mićović) von Nikšić die Parteichefs Zdravko Krivokapić („Für die Zukunft Montenegros“), Aleksa Bečić („Friede ist unsere Nation“) und Dritan Abazović („Schwarz auf Weiß“) in das Kloster Ostrog ein.

Im Kloster scheinen die Politiker einander nähergekommen zu sein, jedenfalls wurde Aleksa Bečić zum Vorsitzenden des Parlaments gewählt, Zdravko Krivokapić wurde als Regierungschef vorgeschlagen. Das Treffen im Kloster Ostrog wurde von den Đukanović-Anhängern scharf kritisiert. Krivokapić und seine Verbündeten wiesen die Vorwürfe aber entschieden zurück, die Bischöfe hätten keinerlei Namensvorschläge gemacht.

Die orthodoxen Bischöfe von Montenegro veröffentlichten am 22. September auch einen Brief an das Volk von Montenegro, in dem es u.a. heißt: „Wir schulden allen Bürgern von Montenegro Dank, die den Schrei der Kirche gehört und nach 75 Jahren erstmals frei gegen die Totalitarismen abgestimmt haben, die ein Gesetz wollten, das die Existenz der Kirche und ihr spirituelles und materielles Erbe in Gefahr gebracht hätte." Die Bischöfe machten deutlich, dass sie von den Gewinnern der Wahlen „den Geist der Selbstaufopferung, der Solidarität und der gegenseitigen Verständigung erwarten“. Die Politiker müssten sich der historischen Bedeutung der neuen Situation bewusst sein, auch der Anstrengungen, die das Volk für den Wahlsieg erbracht habe.

Der jetzt zum Regierungschef erkorene Technikprofessor Zdravko Krivokapić hatte immer deutlich gemacht, dass die Abschaffung des umstrittenen Religionsgesetzes der Ära Đukanović für ihn oberste Priorität habe. Das unklar formulierte Gesetz hätte dazu führen können, dass viele historische Kirchen und Klöster im Land der Serbischen Orthodoxen Kirche entzogen und einer dem früheren Präsidenten Đukanović nahestehenden „Sekte“ – gemeint ist damit die sog. Montenegrinische Orthodoxe Kirche – übergeben worden wären. (Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress, www.kathpress.at)