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Griechenland: Angeklagte Priester könnten Gehalt teilweise verlieren

14. Juli 2022

Ein neuer Gesetzesvorschlag sieht im Fall einer Anklage oder Verurteilung bei bestimmten Straftaten finanzielle Konsequenzen für Priester vor. Diese Art der Sanktionierung von Geistlichen wäre in Griechenland neu, da bisher nur juristische Behörden der Kirche entscheiden konnten, Gehälter von Priestern nicht auszuzahlen. Eingereicht wurde das Gesetz von Bildungsministerium, seit dem 7. Juli wird es im Parlament diskutiert.

Das Gesetz listet unter anderem Diebstahl, Veruntreuung, Betrug, Erpressung, Fälschung, Bestechung, Amtspflichtverletzung, Verleumdung, jegliche Verbrechen gegen die sexuelle Freiheit oder der wirtschaftlichen Ausbeutung von Sexualität, physische Schädigung eines Fötus oder Neugeborenen, Vergehen im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt, Entführung Minderjähriger, illegale Gewalt, Selbstjustiz, Drohung sowie Störung religiöser Versammlungen als relevante Verbrechen auf. Im Fall einer Anklage soll dem betreffenden Priester die Hälfte des Lohns abgezogen werden, bei einer Verurteilung soll das Gehalt vollständig gestrichen werden. Sollte ein angeklagter Priester von einem Gericht unwiderruflich freigesprochen werden, kann er die Rückzahlung des zurückgehaltenen Lohns mit Zinsen verlangen. Allerdings kann auch weiterhin nur die Kirche einen Priester während einer Untersuchung von seinem Posten entfernen, da der Staat nicht in die internen Arbeitsweisen von religiösen Gemeinschaften eingreifen darf.

Das Bildungsministerium spricht von einem „Wendepunkt“ in der Geschichte der Entlöhnung von Geistlichen. Die definierten Verbrechen würden „so eine soziale Missbilligung provozieren“, dass sie den „besonderen moralischen Wert, den eine durchschnittliche Person von einem religiösen Amtsträger fordert, trüben“. Dies gelte für die Vertreter aller religiösen Organisationen, nicht nur für die eigenen. Diese „zentrale Reform“ werde „den sozialen Zusammenhalt stärken und die unterschiedlichen Rollen von Staat und Kirche festigen“.

In Griechenland erhalten die Geistlichen ihren Lohn direkt vom Staat. Die Regierung von Alexis Tsipras hatte sich um eine stärkere Trennung von Kirche und Staat bemüht und dabei ein provisorisches Abkommen mit der Griechischen Orthodoxen Kirche (GOK) ausgehandelt, das die Entlöhnung der Geistlichen reformieren sollte. Die Bischofsversammlung und die Hl. Synode der GOK sprachen sich jedoch dagegen aus. Nach dem Regierungswechsel 2019 beerdigte die neue konservative Regierung diese Pläne und entschied, dass die Geistlichen weiterhin direkt von Staat bezahlt werden und einen Beamtenstatus haben. (NÖK)