Republik Moldau: Streitigkeiten zwischen orthodoxen Jurisdiktionen
Zwischen der Moldauischen Orthodoxen Kirche (MolOK), die eine autonome Kirche innerhalb des Moskauer Patriarchats ist, und der Bessarabischen Metropolie der Rumänischen Orthdoxen Kirche (RumOK) zeigen sich vermehrt Spannungen. Zwar gehört die große Mehrheit der orthodoxen Gläubigen in der Republik Moldau zur MolOK, aber die Bessarabische Metropolie gewinnt an Anhängern und wird künftig vom rumänischen Staat finanziell unterstützt.
Vor diesem Hintergrund hat die Eparchie Bălţi der MolOK am 30. Oktober geklagt, dass sie von der Bessarabischen Metropolie angegriffen werde. Seit Anfang 2023 sei die MolOK Opfer von medialen Angriffen und Druck aus dem In- und Ausland, heißt es in dem Beitrag mit dem Titel „Schützen wir die Orthodoxe Kirche der Moldau – die spirituelle Mutter und moralische Stütze des Volks unseres Landes!“ Weitere Kritikpunkt sind, dass sich am 19. Januar der rumänische Patriarch Daniel und der moldauische Parlamentsvorsitzende Igor Gros getroffen hätten, um über die Übergabe kirchlicher Güter von der MolOK an die Bessarabische Metropolie zu sprechen. Am 5. April habe die moldauische Appellationskammer zwei Abkommen zwischen dem Kulturministerium und der MolOK aufgehoben. Eines betrifft die Zusammenarbeit bei Schutz und Nutzung kirchlichen historischen und kulturellen Erbes, das zweite die Übergabe von historischem und kulturellem Erbe von nationaler Bedeutung an Klöster. Die Eparchie befürchtet, dies bilde die Voraussetzung, um ihre Geistlichen und Gläubigen aus bestimmten kirchlichen Gütern zu vertreiben.
Außerdem übe die aktuelle Regierung der Republik Moldau Druck auf Metropolit Vladimir (Cantarian) von Chişinau, das Oberhaupt der MolOK, aus, heißt es in dem Statement weiter. Sie wolle ihn so dazu bringen, die Verbindungen zur ROK abzubrechen. Weiter wird beklagt, dass am 31. August eine Gruppe rumänischer Geistlicher in Bălţi ohne die Erlaubnis von Erzbischof Markell (Mihăescu) von Bălţi einen Gottesdienst gefeiert habe.
Als Reaktion veröffentlichte die Bessarabische Metropolie ein Statement, um sich gegen die „unbegründeten Anschuldigungen“ zu wehren. Das Vorgehen der MolOK erfolge „aus Verzweiflung, zu einer Zeit, zu der die Bessarabische Metropolie demonstriert, dass sie eine Kraft ist, die schon nicht mehr aufzuhalten ist“. Immer mehr Geistliche und Gemeinden befreiten sich aus der „Gefangenschaft“ des Moskauer Patriarchats, indem sie sich ihr anschlössen. Das führt die Metropolie darauf zurück, dass inzwischen rund 50 Prozent der Einwohner und mehr als 80 Prozent der orthodoxen Geistlichen die rumänische Staatsbürgerschaft hätten.
Zudem verwies die Metropolie auf die „jahrhundertelange Anwesenheit“ der RumOK auf dem Gebiet der heutigen Republik Moldau. Daher seien „jegliche Behauptungen, dass die RumOK kanonisches Territorium, das angeblich der Metropolie Chişinau gehört, verletzt, absurd, unbegründet und historisch widerlegt“. Im Gegenteil sei die RumOK die einzige Kirche, die ein Recht habe, in der Republik Moldau Gläubige zu betreuen. Im Sinne der „historischen Gerechtigkeit“ fände die Bessarabische Metropolie es korrekt, wenn Bischof Markell die „Residenz der rumänischen Bischöfe in Bălţi freigeben würde“. Das gleiche gelte für die Kathedrale der Heiligen Konstantin und Elena in Bălţi, die mit Mitteln der Bessarabischen Metropolie und des rumänischen Staats errichtet und 1935 eröffnet worden sei.
Im Statement verwies die Bessarabische Metropolie zudem auf den Brief von Metropolit Vladimir an Patriarch Kirill, der kürzlich publik wurde, in dem dieser es für unausweichlich hält, dass sich Rumänien und die Republik Moldau vereinen und die moldauischen Orthodoxen sich der RumOK anschließen. Der Brief hatte einiges Aufsehen erregt, weil Metropolit Vladimir schonungslos die schwierige Lage seiner Kirche geschildert und das Moskauer Patriarchat hart kritisiert hatte. Daher wurde er als erstes Anzeichen für eine Abspaltung der MolOK interpretiert.
Ebenfalls für Debatten sorgte, dass der Hl. Synod der MolOK sechs Priestern die Priesterwürde aberkannte, die zur Bessarabischen Metropolie gewechselt hatten. Gegenüber Radio Free Europe begründete einer von ihnen den Schritt mit der Unzufriedenheit über die Unterstützung der ROK für den Krieg gegen die Ukraine. Es gebe mehrere Geistliche, die diese Ansicht teilten. 2023 haben offenbar ca. 50 Priester 2023 die MolOK verlassen und sich der RumOK angeschlossen. (NÖK)